Camping im Baltikum

  • Camping im Baltikum

    Meine Zusammenfassung beruht auf der geringen Erfahrung, die wir während der Durchfahrt über die baltischen Staaten nach Skandinavien in den Jahren 2001 und 2005 gemacht haben. Jede Korrektur und Ergänzung von Lesern mit ausgedehnterer Erfahrung würde ich daher absolut begrüßen! Außerdem möchte ich gleich vorweg betonen, dass sich die drei Staaten Litauen, Lettland und Estland mit enormer Geschwindigkeit verändern – Erfahrungen von heute sind morgen vielleicht der sprichwörtliche Schnee von gestern.

    Anreise
    Ob die Anreise per Land oder Fähre gewählt wird, hängt wohl von vielen Faktoren ab (Ausgangsort, Zeit, Kosten). Folgende Fährlinien bedienen momentan die drei Staaten:

    Kiel – Klapeida (LT) Lisco Baltic
    Lübeck – Riga (LV) Liso Baltic
    Sassnitz – Klaipeda Lisco Baltic
    Rostock – Ventspils (LV) Scandlines

    Da sich ein Besuch der baltischen Staaten auch als Rundreise anbietet, seien hier weitere Gesellschaften angeführt, die momentan die Strecke Tallin – Hesinki bedienen:
    Tallink
    Viking Line
    Silja Line
    Eckerö Line

    Die Anreise auf dem Landweg führt über Polen. Hier muss man einiges an Zeit einplanen, da sich die Straßen nicht überall in Toppzustand befinden. Da aber eifrig an der Verbesserung gebaut wird, sind Staus durchaus an der Tagesordnung. Auch haben wir beide Male viel Zeit gebraucht, um Warschau nach Nordosten verlassen zu können.

    Wir haben die Fahrt durch die russische Enklave Kaliningrad für uns nicht in Frage gezogen (nicht vorhandene Sprachkenntnisse, Bürokratiehürden wie z.B. Visum). Von Berichten Dritter haben wir erfahren, dass die Ein- und Ausreise oft sehr verschieden war – von zügiger Grenzabfertigung bis zu stundenlangem Warten gab es da alles, z.T. auch bei ein- und derselben Gruppe.

    Die Abfertigungen an den Grenzen der baltischen Staaten erfolgt indes zügig, wenn auch teilweise recht genau. So wird auch (fast) immer das Vorweisen der Fahrzeugpapiere verlangt, oft wünscht der Beamte (aber immer freundlich) einen Blick in das Fahrzeuginnere tun zu dürfen.

    Straßen
    Die Straßen in den baltischen Staaten präsentieren sich von durchaus sehr unterschiedlicher Qualität, wobei im höherrangigen Straßennetz ein Süd-Nord-Gefälle zu bemerken ist. Nur in Litauen gibt es Autobahnen, allerdings mit der Besonderheit, dass die Fahrbahnen von Personen überquert werden dürfen. Für die Autobahnen ist keine Maut zu bezahlen. An zahlreichen Straßen wird gebaut, wobei die Baustellen oft viele Kilometer lang sind und ein Warten an Ampeln obligatorisch ist.
    Straßen mit ausschließlich lokaler Bedeutung sind oftmals noch Schotterstraßen.

    Ein leidiges Thema ist hier das Kartenmaterial. Ich kann nur empfehlen, das immer gerade aktuellste Material zu kaufen. Dennoch wird es es zahlreiche Straßenverläufe geben, die nicht eingezeichnet sind. Im Vorjahr habe ich im Verlag Reise-know-how Karten gekauft, die auch den Straßenzustand aufführten (Schotterstraßen!), leider waren sie nicht ganz aktuell.
    Die Karte von Tallinn aus dem Verlag Freytag & Berndt war sehr gut, jene von Riga aus demselben Verlag machte das Navigieren äußerst mühsam, weil die Darstellung von Gebäuden etc. nicht der Realität entsprach. Offensichtlich liegt das an den vom Land bereit gestellten Rohdaten.

    Reiseführer
    Ich persönlich empehle den Reiseführer aus dem Michael-Müller-Verlag:
    Marenbach, Claudia, 672 Seiten, 4. Auflage 2005, s/w mit Farbtafeln, 22,90 EUR, ISBN 3-89953-213-9

    Campingplätze
    Unter Camping verstand man im Baltikum früher Übernachtung in Hütten. Diese Miethütten existieren natürlich noch immer, zusätzlich versucht man aber mehr und mehr die Bedürfnisse der anderen Campergruppen zu befriedigen.

    Die sanitären Anlagen waren oft nicht die neuesten, immer aber sehr gut gepflegt. Allesamt waren sie meist jedoch eher knapp bemessen.

    Ver- und Entsorgungsstellen für Wohnmobile gibt es auf Campingplätzen immer öfter, wobei die Entsorgung der Cassettentoilette nie ein Problem darstellte. Die Entsorgung von Grauwasser erfolgt meist durch einen einfachen Schacht im Boden, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist meist auch problemlos. Ver- und Entsorgungseinrichtungen abseits von Campingplätzen haben wir nirgendwo gesehen.

    Freies Übernachten ist gestattet, zudem gibt es auch einfachste Naturcampingplätze. Auch von der Möglichkeit bei Bauern zu übernachten wird immer wieder berichtet. Auch von einfachen Übernachtungsplätzen bei Gaststätten habe ich gehört und gelesen.

    Einkaufen
    Wir haben mehrfach Lebensmittel eingekauft und waren von Fülle, Qualität und Preis beeindruckt, wobei wir diese Einkäufe immer im Umkreis der größeren Städte in lokal üblichen Supermärkten (also nicht bei ALDI, LIDL & Co.) getätigt haben. Eigentlich gibt es alles, was in Mitteleuropa üblich ist, zusätzlich aber auch die osteuropäische Komponente mit pikanten Kuchen, Piroggen usw. Bierfreunde haben die Qual der Wahl!
    Die Preise lagen weit, weit unter den in Deutschland oder Österreich üblichen. (Wir haben für drei äußerst schmackhafte und reichliche Fleischspeisen, vier Bier und einen Eistee im Campingplatzrestaurant am Kurischen Haff ca. EUR 20.- bezahlt)

    Bezahlt wird ausschließlich in den üblichen Landeswährungen, Kreditkarten werden überall akzeptiert, Bankomaten findet man überall.

    Sprache
    Die drei Sprachen der baltischen Länder sind für die meisten von uns Mitteleuropäern wohl völliges Neuland. As der Kauderwelsch-Reihe aus dem Verlag Reise-know-how gibt es kurze Einführungen, andere Verlage haben noch keine Reisewörterbücher im Angebot. Über ein „Danke“ oder einen Gruß in seiner Landessprache freut sich wohl jeder, auch wäre es manchmal recht angenehm, wen man Einkäufe ordern könnte („200 g Wurst, bitte!“). Obwohl ich das nicht konnte, haben wir uns wacker durchgeschlagen und die Bevölkerung ist bereit mit Deuten und Zeigen zu kommunizieren. Zudem ist unter den ganz Jungen Englisch durchaus verbreitet. Wer Russisch kann, könnte damit in der etwas älteren Bevölkerung Verständnis erreichen, nur will man Russisch nicht verstehen…

    Alles in allem sind es drei Länder, deren Besuch wert ist. Wir werden uns aller Voraussicht nach auch im kommenden Jahr dort wieder umhertreiben.

    Beste Grüße,
    Uli

  • Hallo Ulrike! :wink
    Danke für deinen sehr interessanten Bericht!
    Er zeigt mir das ich/wir wohl noch einige Jahre mit dem Womo unterwegs sein werden (und auch wollen) um die ganzen schönen Flecken die wir noch sehen wollen auch zu sehen. :52:

    Schöne Grüße
    Frank  

    "Das Leben soll sich nach meinen Träumen richten und nicht umgekehrt!" [SIZE=7]Udo Lindenberg[/SIZE]

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