CZ: Hineinschnuppern in die Tschechische Republik

  • Angefangen hat eigentlich alles damit, dass wir zu Pfingsten beschlossen, diesmal auf dem Weg in den Norden die Direttissima durch Tschechien zu nehmen. Eine etwas kürzere Strecke, niedrigere Treibstoffkosten als in Deutschland, aber vor allem eine für uns unbekannte und daher reizvolle Strecke waren die Beweggründe.

    Als dann zum langen Wochenende um Fronleichnam Zeit für ein paar Tage Urlaub war, beschlossen wir äußerst kurzfristig unserem nördlichen Nachbarland einen Kurzbesuch abzustatten Gezielt sollte Prag vermieden werden, das zu solchen Feiertagen sicher brechend voll ist.

    Am Mittwochmittag starteten wir von Graz Richtung Nordosten, um im Dreiländereck Österreich – Slowakei – Ungarn in Deutsch Jahrndorf auf dem Stellplatz die Nacht zu verbringen. Das drohende Gewitter verzog sich bald nach unserer Ankunft, einem gemütlichen Abend mit Bekannten, die auch dort aufkreuzten, stand nichts mehr im Wege. Schön, dass man auch hier Nachtigallen singen hören konnte!

    Am nächsten Morgen gab es ein ausgedehntes Abschiednehmen, ehe wir nach Hainburg fuhren, hier die Donau überquerten und entlang der March nach Norden fuhren. Allen mit Kirschbäumen, die schon die reifen Früchte in übergroßer Menge trugen, säumten unseren Weg. Die Zufahrt zum Grenzübergang bei Reintal war uns durch ein Fahrverbot für LKWs ab 3,5 t „verziert“ und da wir nicht wussten, ob wir dann vor allem auf tschechischer Seite Probleme bekommen könnten, fuhren wir weiter bis zum Grenzübergang Drasenhofen. Hier grüßt schon von weitem die Burg im tschechischen Mikulov. Die grenze war schnell passiert, die Vignette für die Autobahn (ca. EUR 22.- für zwei Wochen) bekamen wir an der Tankstelle (Diesel um ca. EUR 0,994 im ganzen Land teurer als zu diesem Zeitpunkt in Ostösterreich), der Bankomat am hiesigen Billa spuckte uns die ersten tschechischen Kronen aus. Nach einer Mittagspause auf einem Parkplatz ging es zügig durch sanft hügeliges Land nach Norden und bald erreichten wir Brno (Brünn). Hier bunkerten wir gleich einmal bei einem riesigen TESCO und freuten uns an den extrem günstigen Preisen vor allem bei Gebäck (etwa EUR 0,07 für eine einfache Semmel), Fleisch, Wurst und Bier (EUR 0,3 bis 0,5 pro Halbliterflasche).

    Nachdem der Reiseführer über Brno nicht in den höchsten Tönen sprach und ein Gewitter am Himmel stand, fuhren wir weiter auf der Autobahn Richtung Olomouc (Olmütz). Etwa 20 km südöstlich der Stadt bogen wir bei Prostejow (Prossnitz) von der Autostraße ab, durchquerten den Ort, der mit seinen öffentlichen Gebäuden so ganz vertraut „österreichisch“ aussieht und fuhren zum Campingplatz in Plumlov. Dieser liegt an einem Teich, der von einem Flügel einer ehemals vierflügelig geplanten Burg überragt wird (Bild 1). Der Platz ist sehr einfach, die WCs waren sauber, die Übernachtung für drei Erwachsene kostete (mit Strom) ca. EUR 10.-.

    Am Freitag wollten wir gleich einmal – nachdem wir bei einem riesigen Interspar eingekauft hatten – Olomouc in Angriff nehmen. Leider fanden wir für unser WoMo keinen Parkplatz, da wegen einer Veranstaltung mit Jugendlichen der Busparkplatz völlig belegt und kein anderer Parkplatz zu finden war. So umrundeten wir die Stadt, erhaschten dann und wann einen Blick auf ihre schönen Bauwerke und beschlossen, ein andermal wiederzukommen.

    Nun ging es Richtung Westen. Hradec Králové (Königgrätz) war unser Ziel, wo unser Vater als 18-Jähriger, die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs verbracht hatte, ehe er in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Dass er in die Stadt wollte, wusste ich, allerdings sagte er mir erst ein kurzes Stück vorher, dass er auch die Kaserne finden wolle. Wie das funktionieren sollte, wusste er auch nicht so genau – vielleicht ein Taxi nehmen? Wenigstens hatte ich bei Interspar einen sehr guten Autoatlas von Tschechien erstanden, in dem es auch eine Übersichtskarte der Stadt gab. Immerhin konnte er sich erinnern, dass gegenüber von dieser Kaserne ein Hügel mit einer Kirche war…

    Zügig ging es in die Stadt, bald schon tauchte im Stadtkern eine Anlage auf, die eine Kaserne gewesen sein könnte – aber nein, unser Vater meinte, sie habe anders ausgesehen. Also umrundeten wir den Stadtkern, der auf einem Hügel liegt und plötzlich tauchte DAS Gebäude auf, heute der Sitz der Polizei. Sogar eine Parkmöglichkeit fand sich und während unser Vater Erinnerung und Realität zur Deckung brachte, bewunderte ich die schönen Bürgerhäuser aus der Zeit des 19. Jahrhundert.

    Als Übernachtungsplatz fassten wir jetzt den Campingplatz in Spindlermühle im Riesengebirge ins Auge, lag er doch nur etwa 70 km nördlich von Hradec Králové. Diese 70 km zogen sich etwas – zum einen, weil ein grässlicher Unfall mit zwei augebrannten Sattelschleppern und einem PKW einen großen Umweg nötig machte, zum anderen, weil die Straße teilweise nicht besonders gut war. Schließlich erreichten wir das Riesengebirge, Spindleruv mlyn (Spindlermühle) wurde gottlob flott durchfahren, ist es doch ein Ort, der ausschließlich vom Fremdenverkehr lebt und kaum „Gesicht“ hat und ein paar Kilometer nördlich des Ortes fanden wir den Campingplatz direkt an der jungen Elbe (Bild 2), die hier munter talwärts rauscht. Der Platz ist sehr gepflegt und hat sehr schöne Sanitäranlagen und wäre für einen längeren Aufenthalt durchaus geeignet.

    Nachts hatte es stark abgekühlt, doch kaum war am Samstag die Sonne wieder da, wurde es recht warm. Durch das weite Ausholen in den Norden Tschechiens, wo wir gerne noch geblieben wären, stand uns heute ein weiterer Weg nach Süden bevor. Sehr heiß wurde es auf dem weg Richtung Prag, auf der Stadtautobahn ereilte uns ein Gewitterguss. Etwa 20 km südöstlich von Prag zweigten wir von der Autobahn ab, um bei Týnec nad Sazavu nach den Resten des Lagers zu suchen, in dem unser Vater im Frühjahr uns Sommer 1945 in russischer Kriegsgefangenschaft war. Gefunden haben wir keine Kriegsrelikte, dafür aber ein gepflegtes Land mit vielen Villen, offensichtlich ein Rückzugsgebiet für die Leute aus der Hauptstadt.

    Als Tagesetappe bot sich nun der Lipno-Stausee knapp an der Österreichischen Grenze an, wo das Wasser der Moldau gestaut wird. Zügig ging es über Ceske Budejovive (Budweis) nach Süden, problemlos erreichten wir Cesky Krumlov. Doch hier mussten wir auf eine enge und ruppige Ausweichstrecke mit 18 % Steigung, wo natürlich genau ein Traktor vor uns auftauchte…

    Etwas gerädert erreichten wir daher erst um 18 Uhr den Campingplatz in Frymburk – direkt am See gelegen (Bild 3), saubere Sanitäranlagen und eine einfache Gaststätte, die Fleischgerichte um EUR 3.- anbietet erfreuen das Camperherz. Hier ließen wir den Tag bei Blitz und Donner ausklingen.

    Am Sonntag brachen wir in Richtung Heimat auf. Aufmerksamkeit erreichte der kleine Ort Vyssi Brod: neben einem bedeutenden Kloster gibt es einen Marktplatz, wie er auch in Österreich sein könnte, wären da nicht die unzähligen asiatischen Läden, die Ramsch an den Mann und die Frau bringen.

    Die Grenze wurde flott Richtung Weigetschlag passiert, mit einem Schlag ändert sich das Landschaftsbild, tiefe Wälder weichen einem Land mit Wiesen und kleinen Wäldern. Über Bad Leonfelden ging es nach Linz, von hier auf der Autobahn nach Enns und dann über Steyr, Hieflau und Leoben nach Graz.

    Und an der Grazer Noreinfahrt wurden wir an der ersten Ampel von Passanten darauf aufmerksam gemacht, dass unsere hintere Nummerntafel fehlt, offensichtlich bei Cesky Krulov auf der schlechten Straße „abgeschüttelt“…

    Fazit:
    Das Land ist wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Kunstschätze aller Art, aber auch eine schöne Natur warten auf Erkundung.
    Die Versorgung ist unproblematisch. Läden aller Art gibt es in jeder Stadt und jedem Ort, bezahlt wird bar oder mit Kreditkarten. Die Lebensmittel sind auch abseits der Diskonter (die es auch gibt) äußerst günstig, sensationell sind die Kuchentheken in den Supermärkten. Auch Tankstellen gibt es an jeder Ecke, der Treibstoff ist nicht billiger als in Österreich.
    Die Menschen sind freundlich, auch wenn es Sprachbarrieren gibt, versucht man diese zu überwinden.
    Von den drei besuchten Campingplätzen waren zwei mitteleuropäischer Standard (bei etwas günstigeren Preisen), einer war „alter osteuropäischer Standard“, aber sauber und äußerst billig.

    Wir kommen wieder, keine Frage!

  • Danke Ulrike,

    wir fahren dieses Jahr im Sommer wieder mal gen Osten. Wir wollen die Tschechische Republik durchqueren und wieder die schöne Slowakei besuchen. Ich drucke mir deinen Reisebericht aus.

    Christel

    Wenn kein Wind weht, zeigt auch der Wetterhahn Charakter.

  • Hallo Ulrike

    Schöner Reisebericht über CZ. Danke!!! ;-))

    Gruß mecky aus Cadolzburg

    Eins-zwei-sauseschritt die zeit läuft und wir laufen mit !

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