N: Nordnorwegen - Annäherungen an die Finnmark

  • Hallo,

    Seit langem hege ich den Gedanken, auf meiner Homepage einen eigenen Beitrag meinem geliebten Nordnorwegen zu widmen. Auf unserer Homepage, die in Umgestaltung ist, kann es momentan nicht dazu kommen, aber vielleicht interessiert das den einen oder anderen für eine künftige Urlaubsplanung. Ich dachte mir also, dass ich hier in kleineren Portionen diesen Landstrich vorstellen werde, Touren beschreibe usw. Den gesamten Beitrag werde ich dann auf meine HP stellen und auch in einem anderen Forum ebenfalls veröffentlichen - der Anständigkeit halber sei dies gesagt.

    Für die Wiki gibt es - so gewünscht - natürlich dann eine unbebilderte und kürzere Variante.

    Wenn ich damit hier aufhören soll, dann sagt das bitte!

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    Nordnorwegen - Annäherungen an die Finnmark

    Allgemeines

    Lasst mich einmal ein paar allgemeine Worte über den Flecken Erde, der mich sehr in seinen Bann geschlagen hat, erzählen.

    Die Finnmark ist der nördlichste Verwaltungsbezirk (Fylke) Norwegens. Sie beginnt im Westen kurz vor dem Langfjord, einem Seitenarm des Altafjords und setzt sich entlang der Küste bis an die russische Grenze fort. Im Süden erstreckt sich die Finnmark bis an die finnische und schwedische Grenze. Da aber meines Erachtens der westlich angrenzende Teil des Beziks Troms bis hin zum Lyngenfjord große Ähnlichkeit mit der Finnmark hat, nehme ich ihn in meine Betrachtungen hinzu.

    Ich werde euch ein wenig über Land und Leute erzählen und mit euch die wichtigsten Routen abklappern. Ich werde euch erzählen, wo es uns besonders gut gefallen hat und wo man vielleicht sich etwas länger aufhalten könnte.

    Diese Beschreibung kann und soll keinen Reiseführer ersetzen. Wenn es mir aber gelingt, auch nur einen für meine Lieblingsregion zu begeistern, so habe ich mein Ziel weit mehr als erreicht.


    Landschaft

    „Auf einer Schiffsreise in den Norden ist mir aufgefallen, dass es oberhalb von Tromsø nur hunderte von Kilometern nur bemooste Felsen gibt. Da kann ich nur jedem abraten, sich wegen des Stempels vom Nordkap diesen Stress aufzuerlegen.“

    Solche Worte habe ich unlängst in einem Forum gelesen und sie haben mich zum Widerspruch gereizt. Grundsätzlich glaube ich dem Schreiber, dass er das Land vom Meer her so gesehen hat. Aber ist das ganze Land so? Nein, es gibt eine große Vielfalt, von kleinen Ackerflächen über Wald und Wiesenflächen bis hin zu den „bemoosten Felsen“, die stark an die hochalpinen Regionen erinnern.

    Das Land lag in der letzten Eiszeit unter einem dicken und schweren Eispanzer. Als dieser in der folgenden Warmzeit, die ja noch immer andauert, schmolz, begann sich das Land, das jetzt von der schweren Last befreit war, zu heben. Dieser Hebeprozess dauert noch immer an und ist in manchen Regionen gut zu erkennen, wo Felsenriffe, die zuvor im Wasser lagen, nun einige Meter über dem Meer zu finden sind.

    Teilweise sieht man auch vom Gletscher blankpolierte Felsen.

    Und da die Vegetation hier nicht so schnell Fuß greifen kann, gibt es auch Felsen, die quasi die geologische Geschichte erzählen, abgeschieferte Geröllfelder und vieles mehr. Aber überall versuchen sich da ein Büschel Glockenblumen oder dort ein paar Grashalme festzukrallen und dem Wind zu trotzen, der meist vom Meer her weht.

    Weiter im Landesinneren wird das Klima kontinentaler, die Sommer sind wärmer, die Winter dafür kälter. Hier findet man Krüppelbirken und allerlei Buschwerk, dann auch Kiefern und Fichten. Moorige Flächen, vor allem im Süden, sind Standorte von allerlei Beerensorten, allem voran der Multebeere, die im unreifen Zustand rot und im reifen Zustand gelb ist und dann gepflückt wird.

    Tiefe Fjorde zergliedern die Küste. Dazwischen liegen kleine Halbinselchen mit einigen wenigen hundert Metern Höhe. Meist führen die Straßen entlang dieser Fjorde, winden sich dann auf der einen Seite auf diese Halbinselchen hinauf und auf der anderen Seite zum nächsten Fjord hinunter.

    Vor und in diesen Fjorden liegen Inseln – große Inseln, die bewohnt sind und mit der Fähre erreicht werden können, kleine Inseln, auf denen manchmal auch noch eine Hütte zu finden ist und solche, die völlig unbewohnt sind.

    Wetter

    „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“

    Meine Erfahrung bezieht sich auf die Monate Juli und August und ist äußerst vielfältig. Da gab es Jahre, in denen es äußerst warm war. Da ging man in kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen herum und hatte nachts Probleme, weil es nicht abkühlt, wenn die Sonne nicht untergeht. Da hatte es in Berlevåg tagsüber 27 °C, im Landesinneren war es noch wärmer und das über Wochen hinweg!


    Kühlendes Eismeer


    Dann gab es Zeiten, in denen es 12 °C hatte, immer wieder regnete und bedeckt war, der Wind blies an der Küste, im Landesinneren war es etwas angenehmer. Auch Schlechtwetter am Meer ist für uns faszinierend, wenn die Wellen peitschen und der hohe Seegang auch große Schiffe beutelt.


    Nachlassender Sturm am Eismeer


    Auch Schlechtwetter hat ein Ende

    Vielfältige Kleidung ist angesagt, man weiß im Voraus nie, was man brauchen wird.


    Besser einen Anorak mitnehmen

    Sonnenstand
    „Ich fahre im Juni zur Sonnenwende ans Nordkap. Ich will ja schließlich die Mitternachtssonne sehen.“

    Am Nordkap erreicht die Mitternachtssonne ihren tiefsten Stand durchschnittlich um 23:17 Uhr MEZ bzw. 00:17 Uhr MESZ und ist hier vom 11. Mai bis zum 31. Juli zu beobachten.

    In Hammerfest sieht man sie vom 16. Mai bis zum 27. Juli und in Berlevåg vom 16. Mai bis zum 29. Juli. In dieser Zeit geht die Sonne nie unter, sie zieht mehr oder weniger hohe Kreise am Himmel und die Abenddämmerung geht nahtlos in die Morgendämmerung über.

    Wer also die Mitternachtssonne sehen will, muss keinesfalls ans Nordkap fahren. Zudem sieht man wegen des dort sehr oft liegenden Nebels die Mitternachtssonne nicht so oft wie in anderen Regionen.


    Mitternachtssonne in Berlevåg

    Große und kleine Tiere

    Wer will keinen Elch sehen, wenn er in den Norden fährt? Wir hatten schon viele Skandinavien-Urlaube hinter uns und noch nie einen Elch gesehen. Eines Tages, wir waren auf der Rückfahrt von Berlevåg auf der Varanger-Halbinsel unterwegs, stand „er“ da, mitten auf der Straße, ließ sich geduldig fotografieren, eher wieder in den Wald zurückkehrte, wo ein zweiter Elch stand!

    Inzwischen haben wir mehrmals Elche gesehen, auch in der Finnmark und sind sicher, dass wir noch öfter, viel öfter welche sehen hätten können, wenn wir genauer geschaut hätten und diese riesigen Tiere nicht so perfekt getarnt wären!

    Nicht zu übersehen sind allerdings die Rentiere. Sie lieben es neben der Straße zu äsen, oft machen sie einen Satz auf die Straße und man kann eigentlich nie genug aufpassen, um eine Kollision zu vermeiden. Rentiere haben immer einen Besitzer und bei einem Zusammenstoß ist die Polizei heranzuziehen. Besonders spannend ist es auch, wenn Rentiere in Tunnels Schutz vor Sonne suchen und die Autos höchst widerwillig vorbeilassen.

    Gewöhnliche Rotfüchse verbreiten sich in Skandinavien immer mehr und verdrängen im Norden den dort heimischen Polarfuchs. Füchse konnten wir schon mehrmals beobachten, auf dem Campingplatz oder neben der Straße. Besonders hatten es uns diese beiden angetan, die uns auf der Strecke zwischen Lakselv und Karasjok die Weiterfahrt kurzfristig unmöglich machten.

    Der Vielfraß ist ein in Nordnorwegen heimisches Tier, ebenso der Wolf. Einer der beiden lief einmal etwa 20 m vor unserem WoMo vorbei und wir waren so erstaunt, dass wir kein Foto machten. Was es nun wirklich war, darüber können wir leider keine Auskunft geben.

    Nicht zu Übersehen und Überhören sind im Sommer die unzähligen Vogelarten, allen voran die Möwen, aber auch die Seeschwalben mit ihrem langen roten Schnabel und dem eigenartigen Piepen. Achtung bei Wanderungen! Die Vögel nisten oftmals einfach im Gras und können aggressiv werden, wenn man dem Nest zu nahe kommt. So attackierte eine Möwe einmal den Kopf unseres Vaters (er hatte sich nur ein paar Meter vom WoMo entfernt), der eiligst die Flucht ins WoMo antrat.

    Nicht zu Übersehen und Überhören sind wohl auch jene Tiere, die mit wissenschaftlichem Namen Culicidae heißen. Besser sind sie wohl unter dem Namen Stechmücken (D: Mücken, Ö: Gelsen) bekannt. Angeblich kommen und gehen diese Blutsauger mit den Touristen! Ist das Frühjahr eher trocken, so gibt es weniger von diesen Mini-Vampiren, dann gibt es wieder Jahre, wo sie fast unerträglich sein können, vor allem im Inland. An der Küste bleibt man in der Regel relativ gut verschont. Um uns zu schützen, verwenden wir ein potentes Mittel. Die im Norden sogar in jedem Supermarkt erhältlichen Mittel sind sehr gut wirksam, weil sie den Wirkstoff DEET enthalten. Dieser wird allerdings von Deutschen nicht besonders geschätzt, weil er u.a. Uhrbänder aus Kunststoff angreift.

  • Hallo Uli,
    hab deinen Beitrag zu den Favoriten** gebucht, das soll sagen: "nicht aufhören". Werde mir mal die Zeit nehmen, das gründlicher zu lesen nciht nur diagonal. Sind in der Diskussion für nächstes Jahr, ob da mal Skandinavien dran sein soll. Da kommt das gerade recht.
    Danke dir für die Mühe.

    Gruss Manfred

    **hab ja doch was geschrieben, daher Favoritenbuchung unnötig :grinning_squinting_face:

    Viele Grüße und allzeit Gute Fahrt

    inpraxi . -- "Es ist wunderbar, einem Dummschwätzer beim Schweigen zuzuhören."

  • Hallo Uli,

    wie alle deine Reiseberichte, so auch dieser: SUPER Danke dafür. :335:

    Wie Arnd schon bemerkte, man findet bei deinen Berichten immer wieder mal was Neues.

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • Hallo,

    Danke einmal für die Blumen! Ab dem "nächsten Mal" werde ich ja von Streckenabschnitten, Highlights, Parkplätzen, Campingplätzen usw. berichten mit Bildmaterial unterlegt. Vielleicht macht das dann Appetit...

    Nun fahre ich mit meiner Zuasamenfassung fort.

    Beste Grüße,
    Uli

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    Die Menschen
    Wie sind die Menschen im Norden? Sind sie anders als Mitteleuropäer?

    Im Allgemeinen bin ich gegen Pauschalurteile über Gruppen hinweg. Dennoch sind mir gewisse Dinge aufgefallen, die anders sind als in Mitteleuropa.

    Da ist einmal der Faktor "Zeit". Wie oft haben wir keine Zeit, sind ungeduldig, weil es an der Kassa im Lebensmittelladen so langsam hergeht. Anders im Norden!

    Das erste derartige Erlebnis hatte ich vor fünf Jahren an der finnisch-norwegischen Grenze bei Utsjoki. Ich zitiere aus meinem Reisebericht, der auch auf unserer Homepage zu finden ist:
    "An der Grenze in Utsjoki möchte ich in der dortigen Bank meine restlichen Finnmark in Norwegenkronen wechseln, da an diesen Stellen ja zumeist auch Münzen gewechselt werden. Die Bank erweist sich als „Ein-Frau-Betrieb“, zum „Inventar“ zählen noch sechs weitere Kundschaften – allesamt Männer – vor mir, die die Wartezeit offensichtlich als nettes Plauderstündchen empfinden. Als dann noch das Telefon läutet und die Bankbeamtin sich des Langen und Breiten mit der Kundschaft am Telefon unterhält, suche ich das Weite. Wahrscheinlich hat man hier oben noch viel, viel Zeit..."

    Man spricht mit jemandem und das ist im Moment das Wichtigste. Erst wenn alles geklärt ist, kommt der nächste dran.

    Ich denke an den Elektriker, der in Berlevåg unseren Kühlschrank vorerst wieder zum Laufen brachte: ein älterer Herr, bedächtig, ein Lächeln, Zeit für ein wenig Smalltalk nach getaner Arbeit...

    Und damit bin ich auch schon bei einem zweiten Punkt, der im Norden anders ist: Man ist auch Fremden gegenüber sehr hilfsbereit, schließlich ist das ja in der Einsamkeit notwendig. Da hatten wir 2006 eine Panne mit dem Wohnmobil, die Servolenkung verlor langsam Öl und in Øksfjord, einem winzigen Ort abseits der Hauptrouten, wurde es notwendig, an einem Sonntag dieses Öl zu beschaffen, was in Mitteleuropa wahrscheinlich kaum möglich wäre – hier geht es: Die Besitzerin des Ladens, in dem man das Öl bekommt, sperrt extra auf und verkauft zwei Liter Öl…

    Oder man wird unterwegs plötzlich aufgehalten. Ein Auto am Straßenrand kann nicht gestartet werden, weil die Batterie leer ist. Hier hilft man, das ist selbstverständlich.

    Man fährt durch einsame Regionen – sind sie wirklich so einsam? Nein, oft verbirgt sich hier hinter einer Felsnase, dort hinter einer Baumgruppe eine Hütte. Als Norweger hat man eine Hütte. Man verbringt dort Ferien oder Wochenenden, fischt, geht in die Sauna, entspannt. Parkplätze am Straßenrand, oft auch Briefkästen verraten, dass sich hier irgendwo eine Hütte befinden muss.

    Ein eigenes Thema sind die Samen, bei uns auch als Lappen bekannt, was die Menschen jedoch als diskriminierend empfinden. Die Samen leben von Mittelschweden bis nach Russland und haben eine eigene Kultur und Sprache. Viele von ihnen leben heute noch von der Rentierzucht. Man sieht sie durchaus auch in ihrer typischen Tracht mit der vierzipfeligen Mütze abseits von Touristenfallen in Supermärkten oder einfach auf der Straße. Sich über das harte Leben der skandinavischen Urbevölkerung zu informieren, halte ich beim Besuch Nordskandinaviens für ein Muss. Wo dies allerdings geschieht, sei dem geneigten Leser überlassen. Das Arktikum in Rovaniemi bietet einen ausgezeichneten Überblick, dazu gibt es noch viele kleinere Museen, z.B. am Varangerbotn, die das Leben dieses Volkes näherbringen. Nicht versäumen sollte man es auch, sich die samische Sprache im Radio anzuhören, ist sie doch so ganz „anders“, da sie der finnisch-ugrischen Sprachgruppe angehört.

    Einkaufen, Essen und Trinken
    Das ist ein heikles Thema, zumal Ansprüche doch so ganz verschieden sind.

    Da gibt es Norwegenfahrer, die von daheim alles mitnehmen. Jeder Tag ist genau geplant, das Gulasch ist im Einsiedeglas im Stauraum, das Dosenbier ebenfalls, nicht zu vergessen die Keks, das Dosenbrot und die Haltbarmilch…

    Fest steht, dass die Preise etwas höher sind als in Mitteleuropa, wobei man nirgendwo den Fehler machen darf, das günstigste Angebot von daheim mit einem x-beliebigen Laden auswärts zu vergleichen. Manche Warengruppen liegen im Preis auf vergleichbarem Niveau, andere lässt man lieber links liegen. Wen das Mineralwasser so teuer ist, kann man doch ohne Probleme auf das exzellente Trinkwasser ausweichen, statt der teuren (und für unseren Geschmack nicht sehr ansprechenden) Wurst gibt es Pasteten und wunderbaren Käse. Milch und Milchprodukte sind überall in großer Auswahl zu haben. Dunkles Brot gibt es nicht, allenfalls graues, das frische Weißbrot ist keine Offenbarung, aber o.k. Wer selbst fischt, lebt wie im Schlaraffenland: Für das Fischen im Meer benötigt man nicht einmal eine Fischkarte, allerdings ist die Ausfuhr von Fisch mengenmäßig begrenzt. Fleisch wird weniger gegessen, es ist auch von der Qualität her nicht ganz so toll. Dafür bekommt man durchaus ordentliches Geselchtes (Selchfleisch), das die Norweger selbst auch zum Grillen verwenden. Die Auswahl an Obst und Gemüse ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden, allerdings sind die Preise in dieser Warengruppe eher hoch.

    Und der Alkohol? Nun, im Lebensmittelladen bekommt man maximal Bier mit einem Alkoholgehalt von 4,5 %. Alles andere ist nur im Spezialgeschäft zu bekommen (Vinmonopolet). Die Mitnahme von Alkohol aus EU-Ländern ist in nur geringen Mengen gestattet, angeblich wird auch dann und wann kontrolliert, am meisten offensichtlich, wenn man in das Land mit der Fähre einreist.

    Man kauft am besten in den etwas größeren Orten für ein paar Tage ein, um dann auf der sicheren Seite zu liegen.

  • Hallo,

    Ich habe entdeckt, dass ich hier zu früh geendet habe. Ich habe noch viel "Material", das ich jetzt nachreiche:

    Ich will nun mit der Beschreibung einzelner Regionen und Routen beginnen, von Kirkenes im Nordosten bis zum Lyngenfjord.

    Kirkenes, Grense Jakobselv und das Pasviktal

    Kirkenes, ein wichtiger Ort im äußersten Vorposten des Landes, Kirkenes, ein Ort mit Bergbauvergangenheit, Kirkenes, ein Ort für Touristen?

    Sind wir in der Region, so gehört für uns ein Besuch in dieser kleinen Stadt einfach dazu. Hier ballt sich das Leben in dieser so dünn besiedelten Region zusammen. Hier gibt es die Möglichkeit einzukaufen, hier gibt es Schiffe.

    Wir fahren in der Regel einmal zum Hafen. Den erreicht man von Süden kommend, indem man sich strikt nach Norden hält, bis man nicht mehr anders als nach rechts abbiegen kann (hier gibt es links ein kleines Einkaufszentrum mit coop und Apotheke). Dann geht es am Ufer entlang, man passiert heruntergekommene Seemannskneipen, ehe dann meist schon die ersten völlig rostigen Schiffe aus Russland auftauchen. Manchmal hat man Glück und es liegt ein Expeditionsschiff im Hafen, das auf seine Ausfahrt nach Spitzbergen oder Richtung Nordpol wartet.

    Schließlich kommt man auf einen großen freien Platz, an dem sich Supermärkte befinden. Die Aufschrift auf dem (ehemaligen) Spar-Markt war hier auch in Russisch, schließlich kommen hier immer wieder Kunden aus dem Osten, nicht nur über das Meer, nein, auch PKWs werden immer wieder gesichtet. Der große Parkplatz am Hurtigrutenanleger ist in der Regel nur schütter besetzt, womit man auch mit großen Wohnmobilen gut parken kann. Um 10 Uhr kommt das Schiff der Hurtigruten an, dann ist der Platz belebt: Busse kommen und bringen Passagiere oder holen solche ab, Passagiere, die an sich auf dem Schiff bleiben, machen kurze Ausflüge in die Umgebung. Und wenn dann das Schiff wieder um 12:45 Uhr ablegt, wird es wieder sehr ruhig.

    Da und dort werden Ausflüge von Kirkenes nach Boris Chleb angeboten. Das ist eine russische Enklave auf norwegischem Gebiet südlich von Kirkenes. Besser gesagt war es eine Enklave, denn der kleine Flecken wurde durch eine Brücke an russisches Gebiet angebunden. Diese Ausflüge mit Booten enden jedoch, wie meine Recherchen ergeben haben, kurz vor der Grenze, wo man nur nach Boris Chleb sehen kann.

    Ein anderer Ausflug hat uns 2007 ein Stück in das Pasviktal geführt.

    Das Pasviktal liegt südlich von Kirkenes und bildet einen Keil zwischen Russland und Finnland. Zuerst geht es an den riesigen Abraumhalden des stillgelegten Eisenerzbergbaus von Bjørnevatn vorbei, dann schlägt ein wald- und seenreiches Gebiet mit zahlreichen Ferienhütten in seinen Bann. Ca. 50 km fuhren wir nach Süden, sahen die rauchenden Schlote der russischen Industriestadt Nikel und entdeckten eine hübsche Holzkirche. Auf einer Nebenstraße begegneten wir der norwegischen Grenzwacht, als wir dem Fahrzeug dann auf der Hauptstraße draußen wieder begegneten, grüßte die Polizistin freundlich. Hier gehen die Uhren noch anders!

    Bei Svanvik kehren wir um. Kurz nach Svanvik gibt es laut Reiseführern noch einen Aussichtsturm, noch ein Stück weiter gab es einen kleinen Campingplatz, der von einer engagierten Samin geführt wurde. Leider fiel ein geplanter Besuch dieses Abschnitts im Jahr 2008 der Gelseninvasion (Gelsen = Mücken) zum Opfer, der Campingplatz hat angeblich inzwischen geschlossen.

    Ein von uns immer wieder gern in Angriff genommener Ausflug führt von Kirkenes nach Grense Jakobselv.

    Dazu hält man sich an der E6 Richtung Murmansk (ja, das ist hier wirklich angeschrieben!) und Grense Jakobselv. Den Grenzübergang nach Russland lässt man rechts liegen und dann geht es in immer weniger besiedeltes Gebiet, schließlich über eine Anhöhe mit kleinen Seen und dann hinunter ins Tal des Jakobselva. Hier gibt es noch einer Kaserne der Garnison Sør-Varanger, hier endet auch der Asphaltbelag. Die restlichen 10 km sind Schotterstraße und mehr oder weniger holprig, je nach Wetterlage zuvor. Manchmal gab es eine Schlaglochrallye, manchmal eine angenehm zu fahrende Straße.

    Das Tal ist anfangs eng, es gibt nur Platz für die Straße. Im Bach verläuft die Grenze zwischen Russland und Norwegen.

    Und dann weitet sich das Tal etwas und linkerhand taucht die Kapelle von Olav II. auf. Sie sollte den russischen Fischern im 18. Jh. Draußen am Meer genau signalisieren, wo die Grenze verläuft und so Grenzstreitigkeiten vorbeugen. Angeblich funktionierte es! Besonders beeindruckt hat uns der versteckte Friedhof, der nach wie vor belegt wird. Es gibt hier also doch nach wie vor ständige Bewohner.

    Ein Haus taucht links auf, in dem an Wochenende ein Café ist, dann weichen die Berge immer weiter zurück und man sieht das offene Meer. Die Straße endet an einem Parkplatz mit Plumps-WC und einer von den Deutschen bei deren Rückzug im Zweiten Weltkrieg zerstörten Mole, einem kleinen Sandstrand auf der linken Seite und großen, glatten Felsbuckel auf der rechten. Hier sieht man auf dem Parkplatz oft WoMos, die sichtlich ein paar Tage bleiben, die Wiese vor den Felsbuckeln sollte man jedoch nicht befahren, denn so weit geht das Jedermannsrecht nicht!

    Und jetzt geht es weiter...

  • Um den Varangerfjord

    Verlässt man Kirkenes auf der E6 Richtung Westen, so folgt gleich rechts ein gut ausgeschilderter Campingplatz mit V+E. Er liegt, von niedrigen Bäumen und Büschen verdeckt, an der E6, auf der es allerdings nachts kaum Verkehr gibt. Die Ausstattung ist einfach, der Stellplatz für Wohnmobile und Wohnwägen ist eine gekieste runde Fläche ohne jegliche Parzellierung, ohne Aussicht.
    Nach der Abzweigung zum Flugplatz auf einer Anhöhe geht es hinunter an den Neidenfjord, wo viele Boote der Bewohner von Kirkenes liegen und am Wochenende heftiges Getriebe herrscht. Noch eine kleine Anhöhe und man ist in Neiden. Der Campingplatz direkt an der Straße existiert nicht mehr, ein kleiner Parkplatz lädt zum Besuch der kleinen orthodoxen Kapelle ein, die allerdings versperrt ist.

    Gleich nach der Abzweigung nach links zum Inarisee gibt es abermals links einen Parkplatz zum Besuch des Wasserfalls Neidenfossen, der direkt unter der Straße dahintost. Fischer dürften sich hier wohl fühlen.

    Kurz danach gibt es rechts abermals einen Campingplatz. Das ausgeschilderte Symbol für V+E ist allerdings trügerisch, ein Bodeneinlass für Grauwasser existiert nicht. Abgesehen davon hat man auch hier nicht viel Aussicht auf das Meer, die Insekten haben uns vor ein paar Jahren dort ziemlich gepeinigt und die Huskies des Besitzers machen in ihren Zwingern von Zeit zu Zeit ziemlichen Lärm.

    Gleich nach dem Abzweig zum Campingplatz folgt jener in den „Ort“, eine kleine, hübsche Holzkirche wartet, dann geht es weiter bis zu einem kleinen Fischerhafen in Mikkelsnes. Hier haben wir vor vielen Jahren einmal – sehr spät ankommend – übernachtet und mussten dann feststellen, dass nachts die Fischer gekommen sind, denen wir hoffentlich nicht im Weg waren.

    Nun verlässt die E6 für ca. 40 Kilometer das Meer. Aufmerksamen Besuchern der Landschaft fallen nach und nach braune und abgestorbene Krüppelbirken und anderes niedriges Gesträuch auf. Was zunächst nach Brandschäden aussieht, erweist sich als Schädlingsbefall. Bestimmte Schädliche konnten sich in den vergangenen Jahren unter der Rinde dieser Pflanzen ausbreiten. Nur grimmig kalte Winter mit Temperaturen unter -20 °C hätten ihnen den Garaus gemacht. Ganz besonders schlimm zeigt sich dieses Schadbild dann in der Region um Tana bru.

    Dort wo die E6 wieder das Meer erreicht, zweigt eine Stichstraße zum 21 km entfernten Ort Bugøynes ab. Bugøynes kam vor Jahren in die Schlagzeilen der Medien, weil die Einwohner kollektiv in den Süden Norwegens auswandern wollten und dort um Aufnahme und Arbeit warben. Sie hatten hier im Norden keine wirtschaftlichen Aussichten mehr.
    Der Ort selbst hat einige alte und bunte Holzhäuschen, die aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen und der Zerstörung durch die deutsche Armee entgingen. Königskrabben- und Lachszucht helfen heute den Einwohnern ein wenig über die Runden. Vor dem Ortseingang gibt es rechts einen kleinen Parkplatz.


    Bugøynes

    Zurück auf der E6 folgt auf der E6 rechts ein äußerst hübsch gelegener Parkplatz mit direktem Blick auf das gegenüber am Fjord liegende Vadsø. Hier verbringen Wohnmobilisten aus der Region bei Schönwetter ganze Wochenenden. Der Untergrund wurde hier durch Gletscher geformt, Info-Tafeln erklären den geologischen Hintergrund.


    Blick über den Varangerfjord, im Hintergrund Vadsø, im Vordergrund ein eitles Rentier

    Nun bleibt die E6 im Prinzip am Meer. Varangerbotn ist das Zentrum der Kommune Nesseby, hier zweigt die E75 Richtung Vardø ab, der wir nun folgen. Hier im Fjordinneren ist das Klima etwas gemäßigter, hier gibt es im Sommer eine für diese Region üppige Vegetation: saftiges Gras, hohe Krüppelbirken, Blumen. Einige Parkplätze locken zum Aufenthalt. Der erste größere Ort ist Vestre Jakobselv. Hier gibt es wieder einen Campingplatz, jedoch recht weit im Hinterland zwischen Büschen versteckt. Allerdings ist er auch der letzte Campingplatz auf dieser Strecke.

    Vadsø ist der nächste „große“ Ort. Der Campingplatz, der hier auf alten Karten noch verzeichnet ist, existiert nicht mehr. Im gesamten „Innenstadtbereich“ ist das Parken gebührenpflichtig! Hier befinden sich auch große Lebensmittelläden. Fährt man am Kreisverkehr Richtung Süden, so überquert man eine Brücke, sucht dann einen Parkplatz und geht dann bequem zum weithin sichtbaren Luftschiffsmast (Luftskipsmasten). Von hier starteten 1926 bzw. 1928 Polarexpeditionen des Italieners Umberto Nobile. Den hübschesten Blick auf die gesamte Stadt hat man von einem Punkt an der E75, der etwas weiter östlich liegt.


    Lufschiffsmast

    Nun warten weitere 76 km bis Vardø, 76 km durch recht dünn besiedeltes Gebiet, 76 km mit ständigem Blick auf das Meer. Nach und nach wird die Vegetation kärglicher, Schafweiden sind zu beiden Straßenseiten, doch im Gegensatz zu Rentieren flüchten die Schafe vor Autos. An einigen Stellen fühlen sich Fischer wohl, an einem Flüsschen schlagen diese wohl auch für ein paar Tage ihre Bleibe in Wohnwagen oder Wohnmobil auf. Im Weiler Kiberg gibt es sogar einen an der E75 ausgeschilderten Stellplatz. Dann geht es auf eine Anhöhe und dann sieht man unten auf einer Insel das Städtchen Vardø auf einer Insel.


    Vardø

    Nach Vardø kommt man durch einen 2,8 km langen Unterseetunnel, der an seiner tiefsten Stelle 88 m unter der Wasseroberfläche liegt und seit wenigen Jahren mautfrei ist. Die Silhouette der Stadt wird durch eine riesige Radarkuppel dominiert: Hier verfolgt man einerseits Weltraumschrott, andererseits dient das Radar als Raketenabwehranlage der USA.

    Hält man sich nach dem Tunnel links in Richtung Hafen, so kommt man zur Touristeninformation am Hurtigrutenanleger. An der Touristeninformation habe ich vor ein paar Jahren nach einem Campingplatz oder einer anderen Möglichkeit zum Übernachten gefragt. „Normalerweise empfehlen wir den Wohnmobilisten diese zwei Stellplätze“, meinte die junge Dame am Schalter und sie zeigte mir auf einer Karte zwei Parkplätze auf der Insel, deren Konturen an die eines Schmetterlings erinnern. An jeder der beiden „Flügelspitzen“ ist ein Parkplatz und nach Besichtigung entschieden wir uns für jenen am westlichen Inselteil, der am Ende eines gepflegten Wohngebiets liegt und als Wanderparkplatz mit Tisch, Bank und Mülleimern aufwartet.

    Vardø wartet zudem mit der nördlichsten Festung der Welt auf (Vardøhus festning), die schon im 14. Jahrhundert angelegt und im 18. Jahrhundert zu einer Sternform umgebaut wurde. Etwa von hier führt eine Straße – großteils ungeteert – weiter nach Norden und auch hier gäbe es zahlreiche Rastplätze.


    Festung in Vardø

    Die Straße von Vardø nach Hamningberg ist einspurig, hat jedoch Ausweichen und ist wenig befahren. Sie geht durch schroffes Felsgelände mit Ferienhäuschen und durch fast liebliche Buchten. Am Ende der Straße sind das fast verlassene Fischerdörfchen Hamningberg und ein paar Befestigungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Kurz vor dem Dorf gibt es ein Denkmal mit einem großen Parkplatz. Hier haben wir schon einmal übernachtet – mit Möwengeschrei und Brandung, einer Herde von etwa 100 Rentieren und einem unbekannten Tier, das am ehesten wie ein Luchs aussah. Vielleicht war es auch ein Vielfraß.


    Hamningberg

  • Auf der Eismeerstraße (Vegen til Ishavet) zwischen Tana bru und Berlevåg

    Ausgangspunkt ist der Hauptort der Gemeinde Tana. In Tana bru gibt es Möglichkeiten zum Einkaufen und Tanken, einen Silberschmied und eine Brücke, die dem Ort auch den Namen gegeben hat. An der Ostseite des Flusses Tana liegt südlich der Brücke ein Rastplatz mit einer überdimensionalen Angelrute, die aus den Resten der alten Brücke gemacht wurde. Diese alte Brücke wurde von den Deutschen bei ihrem Rückzug im Zweiten Weltkrieg zerstört hatten.


    Angelrute in Tana bru

    Der Rastplatz ist auch ein Paradies für die Lachsfischer hier im Fluss Tana. Aber bitte hier nicht übernachten! Ein Schild weist darauf extra hin und wir wollen doch nicht, dass dieser schöne Rastplatz eines Tages für Camper nicht mehr zugänglich ist! Der Campingplatz von Tana bru liegt direkt an der Brücke und verspricht sicher keine besonders ruhige Nacht.


    Bitte hier nicht übernachten!

    Nun fahren wir auf der Straße 890 Nach Norden, immer den Fluss Tana entlang. Besiedelte Abschnitte wechseln mit solchen, an denen der Berg zur Rechten steil zum Fluss abfällt und die Straße eng an der Felswand vorbeiführt. Besonders spannend ist jene Felswand, die aus Schiefer besteht und wo sich am Fuß der Wand eine riesige Geröllhalde aus Schiefer gebildet hat – man könnte den Schiefer direkt für Dachschindeln verwenden. Hier in diesem Abschnitt gibt es auch ein oder zwei große Parkplätze auf der rechten Seite inmitten der relativ hohen Krüppelbirken, die Parkplätze sind allerdings nicht ausgeschildert.

    Nun krümmt sich die Straße in einem weiten Bogen fast um 180° nach Südosten und man ist am Leirpollen, einem Seitenarm des Tanafjords. Am gegenüberliegenden Berghang sieht man einen riesigen Quarzabbbau, der andere Bergrücken hat eine interessante Felszeichnung. Ein winziger Ort folgt, ein Campingplatz existiert auf der rechten Seite, zumindest bei unserem letzten Besuch im Jahr 2008. Hier gibt es noch Bauernhöfe und saftiges Gras für weidende Rinder, ehe sich die Straße in weitem Bogen auf den Berg schwingt. Immer niedriger werden die Birken, hier in diesem Abschnitt hatten wir vor ein paar Jahren unsere ersten Elche gesehen! Und schließlich bleiben Bäume und Büsche zurück und man ist oben auf 300 m Seehöhe im kargen Fjell. Hier gibt es immer wieder öffentliche Parkplätze, zwei große Seen folgen. Dann kommt man zu einer Kreuzung Gednje, rechts geht es nach Båtsfjord, links nach Berlevåg.


    Auf dem Fjell

    Båtsfjord ist der „industriellere“ der beiden Orte. Wahrscheinlich hat er uns deshalb auch weniger gefallen.

    Von Gednje geht es nun in Richtung Berlevåg. Ein Stück bleibt die Straße auf dem Fjell, zahlreiche Ferienhütten zeigen sich, ebenso viele liegen wahrscheinlich versteckt hinter Felsen und verraten sich nur durch einen Parkplatz an der Straße. Hier handelt es sich um Privatparkplätze, die keinesfalls zum Übernachten genutzt werden sollen, auch wenn es manchmal verlockend aussieht! Ein Hinweilsschild „Fiskekort“ zeigt auch, was diese Region so interessant zu machen scheint, es ist das Fischen!

    Ein kleiner Canyon – und da taucht erstmals das Eismeer auf, die Barentsee! Noch eine kleine Anhöhe und dann geht es hinunter zum kleinen Ort Kongsfjord, der von Jahr zu Jahr mehr herausgeputzt wird, nachdem er schon recht heruntergekommen wirkte. Die Häuschen werden nach und nach gestrichen, auf der linken Seite gibt es einen winzigen Laden und ein Café. Die Felszunge Veidnes streckt sich weit ins Meer, wo es Reste der deutschen Befestigung aus dem Zweiten Weltkrieg geben soll.


    Kongsfjord

    Ehe es nun an den schönen Doppelfjord, den Risfjord, geht, muss man durch einen schmalen, unbeleuchteten und gekrümmten Tunnel, wenigstens ist er kurz! Und dann tut sich hier eine weite Sandbucht auf, die auf der anderen Seite durch eine hohe Felswand flankiert wird, die bei entsprechender Beleuchtung in grauvioletten Tönen schimmert.


    Risfjord

    In der weiteren Folge schlängelt sich die Straße immer an der äußerst schroffen Küste weiter, die noch vor wenigen tausend Jahren unter dem Meeresspiegel lag, und durch die Landhebung nach der letzten Eiszeit gehoben wurde.


    Schroffe Küste

    Noch eine Bucht taucht auf, der Sandfjord. Warum wohl sieht man hier keine Badegäste an diesem herrlichen Sandstrand? Nun, selbst wenn die Lufttemperatur hoch ist (wir hatten hier schon 27 °C), das Wasser bleibt mit 12 °C dennoch viel zu kalt zum Baden! Noch einmal folgt ein Abschnitt mit schroffer Felsküste und dann taucht auch schon der Leuchtturm Kjølnes fyr auf!

    Noch etwa 6 km sind es von Kjølnes fyr nach Berlevåg, wo wir diese äußerst abwechslungsreichen 130 km von Tana bru bis hierher leider auch schon hinter uns gebracht haben. Am Ortseingang geht es rechts zum Hurtigrutenanleger und zu einer der beiden großen Molen, die den Hafen und den Ort bei schweren Stürmen nachhaltig schützen. Gleich nach der Brücke geht es nach rechts zum Hafenmuseum und dem kleinen Campingplatz.

    Der Platz liegt an einer ungeteerten Straße, davor ist eine Scheune bzw. Wiese und man hat freie Sicht zum Hafen. Im Gebäude sind Rezeption, Sanitärräume, Küche und Aufenthaltsraum, außerdem befindet sich hier auch die Touristeninformation des Ortes. Im ersten Stock werden Wohnungen vermietet, im Erdgeschoss auch vier Zimmer. Alles ist blitzsauber, der Besitzer ist ein Schweizer. An der Scheune befindet sich die Stelle für Ver- und Entsorgung.

    Was tut man hier? Im Ort befinden sich ein Spar-Markt, ein Fischladen, ein Glasstudio, eine Tankstelle und alles, was man als hier Lebender eben brauchen kann. Eine kleine Kirche wacht über dem Ort, nicht zu übersehen ist ein großer Sendemast.

    Das Hafenmuseum informiert hier über die Bedingungen des Fischfangs und der Schifffahrt, ein Spaziergang auf die Molen ist allein schon wegen der riesigen Befestigungsblöcke, so genannten Tetrapoden, eindrucksvoll.


    Mole mit den Tetrapoden - unser Vater ist 1,85 m groß!

    Abends legt um 22.30 Uhr das südgehende Hurtigruten-Schiff an, gefolgt um 22.45 Uhr vom nordgehenden Schiff. Da kommt noch einmal Leben in den kleinen Ort. Und wenn die beiden Schiffe einander begegnen, begrüßen sie einander mit einem Konzert der Schiffshörner…


    Gleich beginnt das Konzert der Schiffshörner!

    Von hier, von Berlevåg, geht es noch ein Stückchen weiter zum kleinen Flughafen, der von einer innernorwegischen Linie mehrmals täglich angeflogen wird, und dann weiter auf ungeteerter Straße nach Store Molvik. Aber dort waren wir noch nicht, das wartet noch auf uns.

  • Auf der Nordkinnhalbinsel

    Nordkinn? Noch nie gehört! Das ist die Halbinsel östlich des Nordkapps. Wer Einsamkeit und Tundra sucht, ist auch hier gut aufgehoben.

    In Tana bru wird noch einmal getankt und eingekauft, dann geht es auf der Straße 98 nach Norden an der Westseite des Tana-Flusses entlang. Der Blick auf den Fluss mit seinen riesigen Sandbänken ist hier meist durch Buschwerk verdeckt. Da und dort gibt es Parkplätze, die aber nicht angekündigt sind. Nach etwa 20 km gibt es noch einmal eine kleine Ansiedlung mit einer Kirche, dann geht es ab vom Fluss und bergan an nicht allzu guter Straße. Zunächst geht es berauf und bergab, man erreicht noch dreimal den Tanafjord, der sich in diesem Teil in mehrere kleine Fjorde auffächert. Da und dort gibt es noch Häuser oder sogar kleine Ansiedlungen. Doch dann geht es hinauf ins Fjell, kein Haus, kein Baum wartet am Wegesrand. Oft sieht man hier selbst im Hochsommer noch Schnee! „Ifjord“ stand schon in Tana bru auf dem Wegweiser, das wirt wohl das nächste größere Städtchen sein?

    Ca. 100 km nach Tana bru ist dieses Ifjord erreicht, doch was man hier zu sehen bekommt, ist eigentlich nur eine Weggabelung mit ein paar wenigen Häuschen! Hier biegen wir ab nach Norden auf die Straße 888, die zuerst einmal direkt am breiten Laksefjord entlangführt. Bald ist der Hauptort der Kommune Lebesby erreicht, der aber auch sehr klein ist.

    Noch einmal geht es um eine Felsnase und in einen kleinen Seitenfjord, dann schwingt sich die Straße in weitem Bogen wieder bergan und weg vom Wasser. Die Straße ist völlig neu ausgebaut, Horrorerzählungen von einer einspurigen Straße mit Ausweichen oder einer 50 km langen Baustelle mit Schotterpiste (selbst 2006 erlebt) gehören der Vergangenheit an. Liebevoll angelegte Parkplätze laden zum Verweilen, ein Parkplatz mit dem Namen „Utsikten“ (Aussicht) regte uns angesichts dicken Nebels zum Schmunzeln an. Beidseits der Straße tun sich endlose Tundrenflächen auf, Weidegebiete für Rentiere, unzählige Seen und Tümpel.


    Karge Felswüste

    Nach ca. 75 km ab Ifjord geht es wieder bergab nach Hopseidet, einer schmalen Landzunge zwischen dem Eidsfjord, einem Seitenarm des Laksefjord, im Westen und dem Hopsfjord, einem Seitenarm des Tanafjords im Osten. Die Landzunge ist nur etwa 1 km breit und entstand infolge der Landhebung nach der letzten Eiszeit, wodurch die Nordkinn-Halbinsel erst zur Halbinsel wurde.


    Nördlich von Hopseidet

    Noch einmal geht es berauf und nach ca. 15 km ist die Kreuzung erreicht, wo wir zunächst einmal in Richtung Kjøllefjord auf die Straße 894 weiterfahren. Kjøllefjord liegt - wie der Name auch schon sagt – am Kjøllefjord, der nach Nordwesten offen ist. An seinem Eingang ganz draußen erregt eine Felsformation Aufsehen, die wegen ihres Aussehens als Store Finnkirka (Große Finnenkirche) bezeichnet wird. Der Campingplatz liegt weit außerhalb des Ortes direkt an der Straße, im Ort selbst gab es 2006 keine Möglichkeit zu stehen, weil eine Großbaustelle dies verhinderte.


    Hurtigruten-Anleger in Kjøllefjord


    Store Finnkirka

    Eine nette Geschichte sei hier am Rande erzählt, weil sie typisch für die Hilfsbereitschaft der Menschen in dieser Region ist. Wir fuhren durch den Ort und entdeckten einen Bankomaten, von dem ich Geld holen wollte. Wir blieben gleich dafor am Straßenrand stehen und gerade als ich ausstieg, sprach mich eine junge Frau auf Englisch an, ob sie helfen könne. Ich muss einigermaßen verdutzt dreingesehen haben, denn sie erklärte mir dann lachend, dass sie die Touristeninformation betreue, aber jetzt zu Mittag gerade auf dem Heimweg in die Mittagspause sei.

    Nun geht es wieder zurück und nach Mehamn. Mehamn ist wohl der Hauptort in dieser Region. Neben einem relativ großen und geschützten Hafenbecken, in dem ach die Schiffe der Hurtigrute anlegen, gibt es auch einen Flugplatz, der mehrmals täglich von der innernorwegischen Fluglinie Wideroe bedient wird. Gleich am Ortseingang gibt es eine Ver- und Entsorgungsstelle für Wohnmobile, ein Wegweiser führt zu einem Stellplatz, der vom Besitzer von Rorbuern und der Jugendherberge betrieben wird. Im Ort gibt es alles, was man als Camper braucht: ein Lebensmittelgeschäft und eine Tankstelle.


    Hafenbecken in Mehamn


    Stellplatz in Mehamn


    Nichts für Möwen!

    Und dann geht es noch weiter nach Gamvik, dem kleinen Ort, der der ganzen Kommune den Namen gegeben hat. Von hier aus sind es nur noch ein paar Kilometer zum Slettnes fyr, dem nördlichsten Festlandleuchtturm der Welt (71°05'35"). Die Straße dahin ist zwar nicht asphaltiert, aber dennoch in gutem Zustand. Hier sieht man in der Regel Wohnmobile zum Übernachten, uns hat es angesichts des völlig schlammigen Parkplatzes nicht so gut gefallen.


    Slettnes fyr

    In einem anderen Jahr sah das dann allerdings anders aus, wir bestiegen den Leuchtturm, holten uns dann sogar die offizielle Erlaubnis, am Fuße des Leuchtturmes zu übernachten und genossen die Mitternachtssonne:


    Slettnes fyr


    Blick von oben


    Hurdigruten-Schiff Nordnorge vor Slettnes fyr


    Leuchtturmareal um Mitternacht


    Die Sonne geht nicht unter

    „Nur“ ca. 210 km sind es vom Tana bru bis hierher (ohne den Kjøllefjord-Abstecher). Angesichts der schlechten Straße 98 und des entsprechend langsamen Weiterkommens sollte man dafür ca. einen Tag einplanen.

  • Auf zum Nordkapp

    Will man von Mehamn zum „nebenan“ liegenden Nordkapp fahren, so muss man durchaus eine Fahrzeit von einem Tag einrechnen!
    Zurück geht es bis Ifjord auf der nun schon bekannten Straße, dann biegt man abermals auf die Straße 98 Richtung Lakselv ein, die zunächst weiter in Fjordnähe bleibt, dann aber abermals ins karge Binnenland hinaufführt. Immerhin gibt es den Wasserfall am Adamsfjord zu bestaunen und am Børselva gibt es neben einem gelobten Fischwasser (Lachse) auch einen Canyon zu sehen.

    Dann steht man am Porsanger-Fjord mit seinen vielen kleinen Inselchen. Entlang der Straße gibt es einige Rastplätze, uns hat ein Schotterplatz direkt am Fjord für eine kleine Rast am besten gefallen.


    Rasten am Porsanger

    Bald erreicht man Lakselv und stößt damit wieder auf Touristen, die entlang der E6 zum Nordkapp wollen. Im Städtchen gibt es Treibstoff und Supermärkte, allein der Campingplatz – noch direkt neben der Straße 98 – hat uns nicht besonders gefallen. Auch der Campingplatz beim Stabbursdalen Nationalpark ist uns nicht in guter Erinnerung. Der Platz liegt nicht direkt an der E6 an einem kleinen Bach, die Sanitäranlagen sind aber völlig unzureichend: zu wenige WCs, indiskutable Duschen, die Entleerung der Kassettentoilette kostet extra!

    Der Porsanger-Fjord ist sehr weit, man kann sich gar nicht vorstellen „dort drüben auf der anderen Seite“ vor nicht allzu langer Zeit unterwegs gewesen zu sein. Ca. 60 km führt die Straße direkt am Fjord entlang, ehe man bei Olderfjord auf die E69 zum Nordkapp abbiegt. Der Campingplatz hier ist in Ordnung (Russenes Camping) auch wenn er direkt an der Straße liegt.

    Nun geht es auf der E69 weiter, die sich zwischen Berghang und Fjord zwängt. Touristenfallen, wie z.B. Silberschmiede und Rentierfelle verkaufende Samen (Lappen) werden vorwiegend von Autobusinsassen gestürmt.

    Man fährt also den des Porsangerfjord entlang, mit größter Vorsicht für den Fahrer, weil unzählige Rentiere den Weg säumen, mit größtem Vergnügen für die Beifahrer, weil sie sich an der herrlichen Natur, den schroffen Felsen, dem ruhig daliegenden Meer und den Tieren erfreuen können. Doch halt, was war das? Da ist doch irgendein Tier ins Wasser abgetaucht, größer war als ein Wasservogel, mit einem Buckel? Die Antwort bleibt aus, weil die Straße im ein paar Kilometer langen Skarvbergtunel verschwindet, der zwar entgegen Berichten in Reiseführern nicht nur einspurig ist, aber vor allem wegen seiner schlechten Beleuchtung wiederum große Aufmerksamkeit erfordert.


    Rentiere unterwegs

    Nach etwas mehr als 60 km treten die Berge etwas zurück, man passiert die alte Fähranlegerstelle nach Honningsvåg und hat auch einen ersten entfernten Blick auf das Städtchen auf Magerøya, der Nordkappinsel, ehe man in den Tunnel abtaucht, der 6,8 km lang ist und an der tiefsten Stelle 212 m unter dem Meeresspiegel liegt. Der alte Fähranleger existiert immer noch, allerdings für seltsame Fahrgäste: Nach der Sommersaison überqueren Rentiere schwimmend den ca. 3 km breiten Magerøysund, die Jungtiere, die das noch nicht schaffen, werden mit der Fähre von der Sommerweide geholt!

    Dann geht es um eine Bucht und nochmals durch einen langen Tunnel, ehe man den ersten Blick auf Honningsvåg hat. Das Städtchen hat wohl regionale Bedeutung, ist aber vor allem im Sommer Anlaufpunkt für zahlreiche Schiffe, deren Passagiere von hier aus eine Busfahrt zum Nordkapp unternehmen. Hier gibt es auch eine Ver- und Entsorgungsstelle an einer Tankstelle, bei unserem letzten Besuch gab es allerdings kein Wasser.


    Honningsvåg mit Kreuzfahrtschiff


    Die Straße windet sich in einigen Serpentinen hoch hinauf auf das Fjell und führt dann in stetem Auf und Ab in zahlreichen Kurven über 30 km zum Nordkappfelsen. Zahlreiche atemberaubende Ausblicke auf Fels und Meer bieten sich, vorbei am nördlichsten Campingplatz der Welt geht es zum teuersten Parkplatz der Welt.


    Tolle Landschaft


    Großartige Ausblicke

    Zunächst muss man einmal den Zutritt berappen, 2004 waren es 190 norwegische Kronen, das sind etwa 22 EUR. Auch Leute, die ihr Fahrzeug auf dem letzten Parkplatz, etwa 1 km vom Nordkappfelsen entfernt parken, müssen das tun. Hier kann man auf dem Parkplatz bis zu drei Tage stehen und übernachten, kommt man bis zum frühen Nachmittag, so kann man sich durchaus noch ein schönes Plätzchen aussuchen. Die meisten Fahrzeuge reisen erst am späten Nachmittag und Abend an.

    Wie wird wohl das Wetter sein auf dem Nordkapp-Felsen? Wir hatten Glück und Sonnenschein, andere berichten von beständigem Nebel. Mittags ist es ganz ruhig hier, selbst beim bekannten Monument, einer stilisierten Weltkugel. Wir schauten lange und still hier tief hinunter auf das blaue Wasser und in die Weite nach Norden. Ein Kreuzfahrtschiff zog langsam unten am Felsen vorbei. Nur ein älterer Herr genoss mit uns zusammen die Stille und die Weite des Eismeers.

    Nun ist das Nordkapp nicht nördlichster Punkt Europas, denn der liegt weit draußen auf Spitzbergen. Das Nordkapp ist auch nicht der nördlichste Punkt Festlandeuropas, denn dieser ist das Nordkinn auf der nächsten großen Halbinsel weiter östlich. Auch auf Magerøya, der Nordkapphalbinsel, ist das Nordkapp nicht der nördlichste Punkt, der von einem Parkplatz an der Straße mühsam erwandert werden müsste. Angeblich wurde das Nordkapp im 16. Jahrhundert als nördlichster Punkt angegeben, wobei dieser Angabe ein Vermessungsfehler zugrunde lag. Dennoch glauben fast alle Leute, dass der nördlichste Punkt Europas hier wäre. Von diesem Glauben lebt das Besucherzentrum am Nordkapp: ein riesiger Souvenirladen, in dem offensichtlich 50% Nordkappzuschlag auf die sonst üblichen Preise erhoben wird, ein eigenes Postamt, zwei Restaurants und ein Café, ein kleines Siam-Museum, Dioramen und nur WC-Zellen erwarten die Besuchermassen – und die kommen. Gegen Abend füllt sich der Parkplatz hauptsächlich mit Wohnmobilen und immer mehr Autobusse treffen an. Um 23 Uhr zählten wir im Juli 41 Autobusse und im Besucherzentrum geht es zu wie am Frankfurter Flughafen in der Mittagszeit. Am Felsen draußen beim Monument geht es rund, jeder will sich auf dem Monument stehend fotografieren lassen, laut ist es – wie war das doch zu Mittag? Um Mitternacht gibt es bei den WCs kein Papier und die Restaurants haben nichts mehr zu essen. Die ersten Busse fahren um 0.15 Uhr wieder ab: Mitternachtssonne abgehakt, Abfahrt. Wann die Sonne ihren Tiefststand wirklich erreicht, interessiert nicht. Wichtig ist, dass man das „Nordkapp-Zertifikat“ kauft, einen Vordruck, in den man den Namen einträgt, der gestempelt wird und besagt, dass man zu besagtem Datum hier gewesen sei.


    Die Sonne blinzelt nur dann und wann aus einer weit draußen liegenden Wolkenbank durch, als wolle sie diesen Trubel nicht mitmachen.

    Und am nächsten Morgen lächelt die Sonne vom Himmel, dazu gibt es eine eine ganz friedliche Stimmung, der Spuk vom Vorabend ist vorbei! Langsam leert sich auch der Parkplatz mit den Wohnmobilen und auch wir kehren dem „Nördlichsten mit dem Fahrzeug und ohne Fähre erreichbaren Punkt Europas“ den Rücken. Vorbei an Honningsvåg geht es wieder durch den Tunnel und entlang des Porsangerfjords. Da war doch gestern ein Tier, das ich nicht erkennen konnte. Heute halte ich wieder auf dem spiegelglatten Wasser Ausschau. Richtig, da ist wieder etwas: Zwei Seehunde schwimmen hier! Meine Vermutung vom Vortag hat sich bestätigt. Leider kann man hier nirgends halten, um ein Foto zu machen. Dann geht es wieder hinein in den Skarvbergtunel, aber beinahe nicht hinaus. Schon von weitem sieht man das Licht am Ende des Tunnels, das von unzähligen Rentiergeweihen markant strukturiert ist. Eine Rentierherde steht am Tunneleingang und will dort auch nicht weg! Zentimeter für Zentimeter schieben wir uns aus dem Tunnel, nicht ohne von zahlreichen schadenfroh grinsenden Schaulustigen draußen fotografiert zu werden.

  • Hinaus nach Havøysund

    Havøysund? Ja, Havøysund! Auch wenn sich dorthin kaum Touristen verirren, so wollen wir dennoch auch dorthin. Schließlich ist dieser kleine Ort auch Anlegestelle der Schiffe der Hurtigrute.
    Kommt man vom Nordkapp, so biegt man kurz vor Erreichen der E6 nach rechts ab. Durch ein breites, sanftes Tal führt die Straße nach Westen. Da und dort sieht man Hütten, da und dort wird im Fluss gefischt. Nach etwa 20 km biegt die Straße nach rechts ab, geradeaus geht es in eine kleine Ansammlung von Häusern mit „Dagligvarer“ (Gemischtwarenhandel) und „Bensin“ (Tankstelle).


    Man beachte die Öffnungszeiten der Tankstelle…

    Nun bleibt die Straße über weite Strecken an der Küste oder schlängelt sich da und dort auf eine Hochfläche. Die Straße ist schmal, aber fast nicht befahren:


    Man kann bequem auf der Straße fotografieren

    Nur selten trifft man auf Wohnhäuser, dann und wann sieht man Sommerhütten und Fischerhäuser.

    Ein paar Rastplätze laden zum Verweilen.

    Nach etwas mehr als 60 km tut sich der Blick auf den kleinen Ort Havøysund auf. Ein Gedenkstein auf dem Parkplatz sagt, dass auch schon ein norwegischer König hier war, die Schiffe der Hurtigrute, die morgens hier anlegen, ein Hotel, ein Windpark, ein kleines Museum - das ist alles.

  • Hammerfest – die nördlichste Europas

    Hammerfest ist zwar nicht die nördlichste Stadt Europas. Das ist inzwischen Honningsvåg, doch Hammerfest darf weiter mit diesem Slogan werben.
    Kommt man vom Nordkapp, so geht es auf der hier doch recht stark befahrenen E6 nach Skaidi, wo die Straße nach Hammerfest abzweigt. Hier kann man an der nicht zu übersehenden Touristeninformation ver- und entsorgen. Auch eine Tankstelle gibt es hier.

    Ein kurzes Stück folgt nun die Straße Richtung Hammerfest durch ein Tal, dann erreicht man wieder das Meer. Kurz nach der Ortschaft Kvalsund geht es über die Kvalsundbrücke. Unter der der Brücke haben wir vor vielen Jahren übernachtet und waren fasziniert, wie viele Fische dort im Wasser sein mussten, das Wasser hat gebrodelt (man entschuldige die Bildqualität, es handelt sich um Scans von Diapositiven).

    Gleich nach der Brücke taucht man in einen 2300 km langen Tunnel, dann geht es an der Küste entlang. Nach der Einsamkeit auf der Havøysundstraße wirkt dieser Abschnitt hier „dicht“ besiedelt.

    Manchmal gibt es auch Straßensperren:

    Kurz vor Hammerfest wird unsere Aufmerksamkeit durch Flüssiggas-Tankschiffe erregt:


    Flüssiggas-Schiff

    Kurz nach Rypefjord geht es auf eine kleine Anhöhe. Dort gibt es rechts einen Supermarkt und links hinter einer aufgelassenen Tankstelle findet man einen Campingplatz. Die Anlage ist etwas „abgelebt“, die Aussicht entschädigt hingegen.


    CP „Turistsenter vor Hammerfest

    Die Entfernung zur Stadt beträgt allerdings etwa 1,5 km. Ein anderer Campingplatz liegt über dem Stadtzentrum. Ein offizieller Hinweis zu einem Stellplatz wurde von uns auch gesehen, allerdings haben wir den Platz nicht gefunden.

    Was hat Hammerfest zu bieten? Wie (fast) überall in Norwegen (und natürlich auch anderen Ländern) werden Dinge für Touristen zu Sensationen gemacht. In Wirklichkeit ist Hammerfest eine Stadt, in der es nach der grausigen Geschichte des zweiten Weltkriegs mit der Politik der verbrannten Erde nach dem Rückzug der Deutschen kein Haus mehr gab, nur die Grabkapelle widerstand dem Brennen. Heute ist die Stadt ein lokales wirtschaftszentrum. Markant ist die Erdgasverflüssigungsanlage auf der Insel Melkøya.


    Hammerfest von oben (Scan von Diapositiv)


    Hammerfest von oben (Scan von Diapositiv)


    Melkøya


    Hammerfest vom Campingplatz aus gesehen


    Mitternacht

    Eine Sehenswürdigkeit, die auch unser Interesse geweckt hat, ist der Meridianstein, dem nördlichsten Vermessungspunkt des Struve-Bogens. Im 19. Jh. Hat man von hier ausgehend entlang eines Längengrades (Meridian) die Erde vermessen und damit die Abplattung der Pole erkennen können.


    Meridianstein

  • Ein Haus taucht links auf, in dem an Wochenende ein Café ist, dann weichen die Berge immer weiter zurück und man sieht das offene Meer. Die Straße endet an einem Parkplatz mit Plumps-WC und einer von den Deutschen bei deren Rückzug im Zweiten Weltkrieg zerstörten Mole, einem kleinen Sandstrand auf der linken Seite und großen, glatten Felsbuckel auf der rechten. Hier sieht man auf dem Parkplatz oft WoMos, die sichtlich ein paar Tage bleiben, die Wiese vor den Felsbuckeln sollte man jedoch nicht befahren, denn so weit geht das Jedermannsrecht nicht!



    Hallo Ulrike
    ... und das ist noch der Parkplatz am ende der Strasse ... da kommen doch beim lesen wieder viele Erinnerungen zurück ...empfand dieser als einen "speziellen Platz" ...am ende von Europa, nur ein paar Meter weg von einer "etwas anderen Welt"

  • Hallo Ulrike,

    habe es gerne gelesen, freue mich schon auf die Fortsetzungen.

    Leider kennen wir nur Finnland - mit all den viellllllen Mücken. Und mein Mann hat sehr gelitten. Es braucht vielleicht noch ein paar Jahre - bis er wieder soweit ist.

    Mir hat jemand gesagt, dass die Straßen in Norwegen soooo eng sind? Auf den Bildern würde ich es nicht vermuten?

    Liebe Grüße
    Elisabeth

  • Moin Ulrike!

    Heute habe ich mir die Zeit genommen, deinen Bericht richtig zu lesen. Danke, dass Du Dir so viel Arbeit gemacht hast.
    Vor allem Deine Einschätzungen am "Tourismus" sind interessant und hilfreich.
    Mitternachtssonne am Nordkap - da muss ich wirklich nicht erst zum Nordkap fahren. Eine nicht untergehende Sone kann ich tatsächlich woanders viel besser genießen.

    Munterholln!

    Hartmut

  • Danke, liebe Ulrike, für die schönen Eindrücke. Wir sind erst einmal ganz „oben rum“ gefahren, voriges Jahr, und ebenso beeindruckt von der einzigartigen Landschaft.

    Eine Reihe Deiner Bilder und Schilderungen sind auch für uns sehr erinnerungsträchtig. Blick auf Hammerfest, das Gedränge in der Nordkapphalle um Mitternacht – 40 Busse haben wir auch gezählt, die Abgeschiedenheit von Slettnes fyr, und Natur pur, weiße Belugawale vor Grense Jakobselv, immer wieder Rentiere auf der Straße und hin und wieder ein Elch im Gehölz (wenn Frau Beifahrerin aufpasst :grinning_squinting_face: ).

    Und die anderen Bilder machen natürlich große Lust auf Mehr; das zu entdecken, wofür beim ersten Mal die Zeit nicht gereicht hat. Im kommenden Jahr zwar noch nicht, da wollen wir von Ende Juni bis Anfang August nochmal Süd- und Mittelnorwegen bereisen, vielleicht auch nochmal zu den Lofoten. Aber die Finnmark werden wir gewiss wieder sehen.

    Viele Grüße
    Rainer

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