A: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

  • Hallo,
    Ich habe diesmal vor einen Reisebericht der etwas anderen Art zu schreiben, nämlich einen, der möglichst zeitnah zum Geschehenen und Erlebten steht – also quasi „live“.

    29. Dezember 2009

    Unsere Entscheidung, den Jahreswechsel hier auf dem Campingplatz Schluga bei Hermagor im Kärntner Gailtal westlich von Villach zu verbringen, fiel Mitte September. Ein Wunschstellplatz war frei, der Platz wurde angezahlt und bestätigt. Ende November wurden wir dann gefragt, ob es möglich wäre, auf einen anderen Stellplatz zu wechseln. Ja, das war es, allerdings mussten wir da noch das Problem der Wasserversorgung lösen. Hier gibt es nämlich ein paar Winterbrunnen, nur haben wir keine Lust, unseren Wasserbedarf mit der Gießkanne zu holen. Also kauften wir heute hier im Baumarkt einen zusätzlichen 20-Meter-Schlauch mit Gardena-Kupplung, der zusammen mit dem bereits vorhandenen Schlauch die stattliche Länge von 40 m ergibt und so die Entfernung zum Sanitärgebäude locker überbrückt. Abwasser gibt es auch im Winter auf dem Stellplatz, Strom natürlich auch. WLAN war hier in dieser Platzecke immer schlecht, aber wir haben ja unseren eigenen Stick mit.

    Die Fahrt hierher war problemlos und in ca. 2,5 Stunden absolviert - was war das doch in unserer Kindheit für eine Tortur! Der Großteil des Weges ist Autobahn, nur die letzten 30 km sind Landesstraße. Die Straße war trocken, es gab auf der Pack, einem etwa 1000 m hohen Pass westlich von Graz, tolle Wolkenformationen, dann dicken Nebel, ab Villach kämpfte sich die Sonne wieder durch und im Gailtal begleitete uns wunderschöner Raureif.

    Dann an der Rezeption das übliche Procedere, nur als die junge Dame uns erklärte, dass es von 8-10 Uhr frische Brötchen gäbe, musste ich erwidern, ich konnte einfach nicht anders: „Ich hoffe, es gibt auch Semmeln, so heißt das nämlich bei uns in Österreich.“ Ihr Blick zeugte von etwas Verständnislosigkeit.

    Ich mag es nicht, wenn man vor lauter Tourismus auf die eigenen Wurzeln vergisst.

    Auf dem Platz stehen viele Italiener, sie sind sehr unauffällig, was man von der Weihnachtsdekoration nicht behaupten kann. Da werden Wohnwägen, Wohnmobile und Vorzelte mit Unmengen von Lichterketten dekoriert, die in allen Farben und Geschwindigkeiten blinken.

    Dann ging es ans Einkaufen nach Hermagor, was wir mit dem Zweitauto, das wir mitgenommen haben, erledigten. Na ja, nicht ganz: Als Roland das Chili con carne zubereiten wollte, merkte er, dass wir auf das Öl vergessen hatten. Also nochmals ab zum BILLA und ein Öl gekauft…

    Was wir sonst noch vergessen haben, kaufen wir morgen. :grinning_squinting_face:

    Beste Grüße,
    Uli

  • Bin ja gespannt auf Deine weiteren Berichte aus Kärnten, liebe Uli!

    Unser Sohn hat ja dort in Ferlach 5 Jahre lang gelebt, und ein paar Mal waren wir auch dort, aber nie im Winter!
    Und direkte Berichte aus dem Winterland über den Jahreswechsel .... eine tolle Idee.
    Ich freu mich drauf und wünsche Euch auf jeden Fall eine wundervolle Zeit!

    Aber sag mal, so ein langer Schlauch zum Wasserfassen, friert der nicht ein?

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Hallo Uli,

    eine tolle Idee von dir, der Reisebericht "live". Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

    Auf alle Fälle wünsche ich euch eine schöne Zeit in der wunderbaren Umgebung von Hermagor und kommt gut ins Neue Jahr hinüber.

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • hallo uli,
    live zu berichten heißt auch täglich in die tasten hauen.
    ich bin mal gespannt, denn ich schau jetzt täglich rein !

    wunschstellplatz frei, anzahlen und dann doch wechseln müssen.
    finde ich nicht so gut. da wäre ich wahrscheinlich schon etwas angesäuert.

    uli, ich wünsche dir eine erholsame zeit.
    mach dir keinen stress….und

    ich wünsche dir/euch
    einen guten rutsch ins neue jahr,
    gesundheit, viel fröhliche stunden auf euren reisen
    und immer unfallfreie fahrt.

    p.s. übrigens
    „ich mag es auch nicht, wenn man vor lauter tourismus
    auf die eigenen wurzeln vergisst“

    brötchen tztz

    bei uns heißt das:
    semmele, pärle (mit kümmel) und schild (ohne kümmel )

  • Zitat

    Original von schwalbe*

    p.s. übrigens
    „ich mag es auch nicht, wenn man vor lauter tourismus
    auf die eigenen wurzeln vergisst“

    brötchen tztz

    bei uns heißt das:
    semmele, pärle (mit kümmel) und schild (ohne kümmel )

    Da habt Ihr beide auch vollkommen recht!
    Allerdings kann man da manchmal auch anderes erleben:
    wir waren in Bayern auf einem Campingplatz, und ich fragte im kleinen Laden morgens ganz höflich nach zwei Brötchen - als Norddeutsche kann ich ja nicht wissen, wie die leckeren Dinger im Süden genannt werden!
    Die Antwort kam in einem Ton, der Milch hätte sauer werden lassen können :"Mir ham hier nua Semmeln, ka Brötchen. Wollnse die?"

    Hätte der Knilch mir das gleiche mit einem freundlichen Lächeln gesagt und mir nett erklärt, dass die Dinger bei ihnen halt Semmeln heissen, hätte ich am nächsten Morgen fröhlich "Zwoa Semmeln" bestellt ........ !

    Uli, ich freu mich auf Deine Berichte!

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Zitat

    Original von Ulrike M.

    Ich mag es nicht, wenn man vor lauter Tourismus auf die eigenen Wurzeln vergisst.

    Hallo Uli,
    auch ich werde deine Berichte genießen, wie immer :grinning_squinting_face: und ich wünsche euch drei ebenfalls einen guten Rutsch und viel Spaß weiterhin

    wg Wurzeln:
    das kann auch ins Auge gehen bei Fischköpf, wie wir hier die Hochdeutsch sprechenden nennen (oder die über der Mainlinie leben).
    Frage eines Touris in einem örtlichen Cafe nach der Öffnungszeit.
    freundliche Antwort: bis dreiviertel sieben.
    unwirsche Antwort des Fischkopfs: können Sie das auch auf deutsch sagen?

    Leider war das junge Fräulein total verdattert und übersetzte. Und ich hab mich damals -was ich bis heute bedaure- leider nicht eingemischt. Will sagen: wenn ich Gast bin, sollte ich mich erstmal ohne Arroganz nach den örtlichen Gepflogenheiten richten. Komme ich nicht klar, sollte ich den Fehler erst mal bei mir suchen und freundlich mit Lächeln um Aufklärung bitten.

    Dabei ist das doch so furchtbar logisch: viertel-halb-dreiviertel-volle Stunde. Beispiel wäre also 18.45 uhr.

    Viele Grüße und allzeit Gute Fahrt

    inpraxi . -- "Es ist wunderbar, einem Dummschwätzer beim Schweigen zuzuhören."

  • Hallo,

    Also ehe ich weiterschreibe, muss ich einige Dinge klären.

    Schwalbe: Wir wurden ganz lieb kontaktiert, ob wir den Wunschplatz wechseln würden. Wie man in den Wald ruft, so kommt es heraus! Klar haben wir Ja gesagt, nachdem ich die Alternativen auf dem Tisch hatte. Da gab es nichts sauer zu sein.

    @Anette: Der 40-Meter-Schlauch ist ja nur während des Gebrauchs im Freien, sonst liegt er im WoMo. Und das Wasser, das wir bunkern, kommt aus dem Inneren des Sanitärhauses, ist also auch relativ warm . Da friert nichts an, das haben wir schon mehrmals so gemacht.

    Und zu den verschiedenen Begriffen: Ich versuche mich als Gast an die Umgebung anzupassen, allenfalls erwarte ich eine höfliche Erklärung. Ich zeige in Deutschland meist auf das, was ich aus der Brot- oder Wursttheke haben möchte, und frage, wie das heißt bzw. was das ist (unser Vater ist nämlich recht heikel...) Aber ich habe auch schon erlebt, dass eine Frau aus Deutschland eine Verkäuferin hier zusammensch..., weil die nicht wusste, was ein Pfund ist. Hier kennt man diesen Begriff einfach nicht.

    Noch was anderes: Ich werde auch Bilder nachliefern, allerdings, wenn wir ein paar mehr haben. Das ist dann einfacher.

    Und nun zum heutigen Tag:

    30. Dezember 2009

    Mist! Wieder einmal werde ich nachts mit migräneartigen Kopfschmerzen munter! Stress kann diesmal wohl nicht die Ursache sein, wird wohl der kommende Wetterwechsel seine Vorboten schicken. Eine Tablette lässt mich wieder schlafen, morgens ist es dann durchaus wieder erträglich. Kurz vor 8 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Laden, der außerhalb der Saison ein kleines Sortiment an Nötigstem führt: Brot und Gebäck, Milch, Eier, Marmelade. Ich kaufe Semmeln, ein Kornweckerl, das sich später leider als zäh entpuppt, und Croissants. Einem gemütlichen Frühstück steht nun somit nichts im Wege.

    Dann fahren Roland und ich abermals nach Hermagor zum Einkaufen. Bei BILLA ist die Hölle los, bei SPAR nicht viel besser. Immerhin kaufen wir nun für die nächsten Tage ein. Dann noch einen kurzen Halt beim Fleischhauer und im Zeitschriftenladen – nach eineinhalb Stunden haben wir diesen wichtigen Teil des Tagesprogramms geschafft.

    Nun, was werden wir heute machen? Die Berge sind dick in Wolken und Nebel verpackt, Museen haben um diese Jahreszeit leider geschlossen. Im Sommer gäbe es hier unendlich viel zu tun, aber jetzt? Skifahren wollen wir bei dieser Sicht nicht, Eislaufen auf den Seen ist unmöglich, einen einsamen Eisläufer sahen wir auf einem vereisen Feld laufen.

    Tarvis, Kanaltal, das wäre doch was! Und so bummeln wir langsam auf Nebenstraßen nach Tarvis und dann weiter auf der Staatsstraße. Tarvis selbst hat außer Einkaufsläden ja nicht viel zu bieten, die Seilbahn auf den Luschariberg, den Monte Lussari, wie er offiziell natürlich heißt, wollen wir bei guter Aussicht nehmen. Da soll man ja in die Julischen Alpen sehen, das muss sehr schön sen. Also fahren wir weiter, machen in Ugovizza einen kleinen Abstecher ins Dorf. Hier hatte im August 2003 ein enormes Unwetter über Stunden gewütet und den kleinen Bach in eine riesige Mure verwandelt, die sogar den Kirchturm in den Bach gespült hatte. Inzwischen ist der Wiederaufbau beendet, sieht man von einigen Schutzbauten ab, die fast fertig sind.

    Weiter geht es durch das enge Tal der Fella bis Pontebba. Hier war bis zum Ersten Weltkrieg die Grenze zwischen Österreich und Italien, hier findet man an der Brücke noch alte Grenzsteine mit eigentümlichen Längenmaßen.

    Es sieht aus, als würde es gleich regnen. So kehren wir wieder um und versuchen noch in Tarvis Nudeln zu kaufen, die es bei uns in Österreich nicht gibt – doch alle Läden und Supermärkte haben Mittagspause.

    Ein kleiner Umweg führt uns über Villach nach Bad Bleiberg. Hier gibt es neben einem Thermalbad auch ein Schaubergwerk, das natürlich im Winter geschlossen hat.

    Um 15 Uhr erreichen wir das heimatliche WoMo. Ein Keks, ein Fruchtsaft, ein Tee – das muss reichen, denn wir wollen schon um 17 Uhr zum Essen ins Restaurant auf dem Campingplatz. „Monarchie“ heißt das von einem Ungarn geführte Lokal, es bietet einige typische ungarische und altösterreichische Speisen. Wir entscheiden uns für einen Grillteller: Das Fleisch ist gut, die Kartoffel dazu sind es auch. So kann man auch den Regen (fast) vergessen, der in der Zwischenzeit immer wieder vom Himmel prasselt. Winterstimmung kommt halt keine auf.

    So haben wir auch keine Lust, bei strömendem Regen dem Perchtenlauf beizuwohnen, der durch das Dörfchen geht. Aber während ich diese Zeilen schreibe, höre ich die dröhnenden Kuhglocken der Perchten…

    Beste Grüße,
    Uli

  • Zitat

    Original von inpraxi
    Dabei ist das doch so furchtbar logisch: viertel-halb-dreiviertel-volle Stunde. Beispiel wäre also 18.45 uhr.

    Hallo Manfred.
    Ist das menschliche Logik oder Schwabenlogik?
    Du sagst doch auch 'halb Sieben' und meinst 6:30 Uhr, also eine halbe Stunde noch bis 7.
    Dann wäre doch 'drei Viertel Sieben' eine 3/4 Stunde noch bis 7 also 6:15.
    Im übrigen Deutschland sagt man doch auch 'viertel vor 7' und meint 6:45. Die Schwaben können doch nicht, weil sie mundfaul sind und das Wort 'vor' nicht kennen oder vergessen haben, daraus ein 6.15 machen.

    Oder denke ich da verkehrt?

    Gruß Joe

    Gruß Joe

    "Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum"

  • Hallo Joe,

    Betrachte doch die Stunde als Tortenstück: ein Viertel, die Hälfte, drei Viertel, das Ganze.

    Wir im Osten Österreichs gelten sicher nicht als mundfaul, haben aber auch diese Logik. Aber im Gegensatz zu vielen anderen haben wir auch mit der anderen Logik "Viertel vor sieben" keine Probleme.

    Vielleicht sind wir im Denken flexibler? :grinning_squinting_face:

    Lachende Grüße,
    Uli, die diese Endlos-Diskussionen aus der Newsgroup de.etc.sprachen.deutsch sehr gut kennt

  • Hallo all und besonders natürlich hallo Uli. Zuerst mal besten Dank für Deine nett geschriebenen Berichte - sowas lese ich immer wieder gerne, weil sie aus dem Camperleben/-urlaub heraus genau darüber berichten. Da kommt kein Reiseführer mit (Tschulligung, lieber Forumsbetreiber, aber es ist so).
    Mit Euren Uhrzeitangaben tue ich wirklich auch schwer, aber eine höfliche Nachfrage entwirrt die Verwirrung immer. Ich habe viele Freunde im ganzen deutschsprachigen Raum und trotzdem: "viertel vor 8" finde ich deutlich aussagekräftiger als dreiviertelsieben. Aber was solls. Da ist die Tatsache, daß Hessen und Bärliner meist nicht wissen, was eine Frikadelle ist, genauso extrem wichtig wie die Bezeichnung eines Stück Brotes "Schrippe-Rundstück-Brötchen-Semmel-Hastenichtgesehen".
    Ich sag mal bis nächstes Jahr - kommt mir bitte alle gut und vor allem gesund rüber!!!
    Doubletom

  • Zitat

    Original von Doubletom
    ..... aber eine höfliche Nachfrage entwirrt die Verwirrung immer.

    so isses.


    Zitat

    Original von DoubletomIch habe viele Freunde im ganzen deutschsprachigen Raum und trotzdem: "viertel vor 8" finde ich deutlich aussagekräftiger als dreiviertelsieben.

    lach mich tot: dreiviertelsieben ist immer noch 18.45 uhr :grinning_squinting_face:
    nicht voll sieben, sondern halt nur dreiviertel (kann natürlich auch 6.45 uhr sein)


    Ich gebs auf :grinning_squinting_face: :grinning_squinting_face: :grinning_squinting_face:


    Bleibt mir nur noch, allseits einen guten Rutsch zu wünschen.

    Viele Grüße und allzeit Gute Fahrt

    inpraxi . -- "Es ist wunderbar, einem Dummschwätzer beim Schweigen zuzuhören."

  • Siehste, Inpraxi, und deshalb habe ich es schon ewig aufgegeben, dieses "Kauderwelsch" zu verstehen.
    Machts gut
    Doubletom

  • Liebe Uli,

    leider hast Du Dir kein schönes Wetter ausgesucht ! Wenn ich so bei
    meinem Fenster hinausschaue, sehe ich nur Nebel. Gar kein echtes
    Kärntner-Wetter !

    Wo sind die Winter geblieben wo der Schnee unter den Schuhen-
    bei minus 15 Grad - knirschte ! Besonders die Neujahrsnächte waren
    meistens sternenklar und bitterkalt - aber schön !


    Wünsche Dir und Roland einen guten Rutsch und Wetterbesserung !

  • Hallo Uli,

    erstmal Danke für deinen Bericht, der wieder köstlich war.

    Jetzt zur Ansage der Uhrzeit: Bei uns sagt man auch dreiviertel sieben und meint 6:45 bzw. 18:45 Uhr. Wir haben aber keine Probleme die richtige Zeit zu verstehen, wenn jemand viertel vor sieben sagt.

    Sogar die Nachrichtensprecher von RTL verwenden mittlerweile verschiedene Formulierungen bei der Zeitangabe.

    Ich wünsche euch Beiden einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Vielleicht sieht man sich in 2010 doch mal persönlich.

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • Hallo,

    Erstmals ein herzliches Danke für die Wünsche, die auch in diesem Thread an uns ergangen sind! Wir erwidern sie von Herzen!

    Und christel: Man sieht uns auf keiner der webcams, da sind Bäume davor. :grinning_squinting_face:

    Nachdem es von gestern ja nicht so viel Berichtenswertes gab, habe ich heute zwei Tage zusammengefasst.

    31. Dezember 2009

    Nebelschwaden im Tal, ein wenig Sonne auf den Berggipfeln – so beginnt der Tag. Und die Straße, die ich auf dem Campingplatz zum Einkaufen der Semmeln nehmen muss, ist spiegelglatt, aber sie wird gerade mit frischem Schotter bestreut. Am Vormittag wird mit dem neuen Schlauch Frischwasser gebunkert und das Abwasser entsorgt, wir besuchen die Ziegen, Hängebauchschweine, Kaninchen und Ponys im Kleintiergehege und kommen drauf, dass unsere Nachbarn hier am Campingplatz in Graz zwei Straßen weiter wohnen - so klein ist die Welt.

    Der Nachmittag wird verbummelt, die Nacht wird ja noch lang. Abends gibt es Käsefondue, mit süßem Nichtstun ist Mitternacht bald erreicht. Als Animation wird hier zu Silvester angeboten: Fackelwanderrung, dann großes Lagerfeuer mit Glühwein und Kinderpunsch und Feuerwerk um Mitternacht. Wir bevorzugen allerdings „unsere“ Variante des Jahreswechsels: Roland öffnet rechtzeitig den von uns in Frankreich beim Produzenten selbst gebunkerten Champagner, im Radio, das erst kurz vor Mitternacht eingeschaltet wird, werden die Sekunden heruntergezählt, dann ertönt die Pummerin, die Glocke vom Wiener Stephansdom – so muss das neue Jahr beginnen! Und da stoßen auch Papa und Roland an auf das neue Jahr, auf dass es ein gutes werden möge. Und dann geht das eherne Tönen der Glocke über in den Donauwalzer, auch das ist ein Muss! Und währenddessen sehen wir vom WoMo aus dem Feuerwerk zu, diesmal sieht man allerdings vor lauter Nebel fast nichts, aber das Krachen von rundum ist deutlich zu vernehmen. Müde fallen wir um 1.30 Uhr in unsere Betten.

    1. Jänner 2009

    Neujahrstag – um 8 Uhr schläft fast alles. Ich hole in aller Ruhe die Semmeln, lasse dann meine beiden Männer bis 9 Uhr schlafen, dann gibt es ein üppiges Frühstück. Ein Blick in den Wetterbericht sagt uns, dass man sich heute durchaus wegzufahren trauen kann. So geht es nach einem kurzen Fotostopp in Hermagor nach Kötschach-Mauthen, wo das Museum zum Ersten Weltkrieg im Rathaus im Winter geschlossen hat. Das verrostete Gerippe eines Bootes aus der Zeit und die Versteinerung eines Kopffüßlers – etwa 40 cm lang – erregen unsere Aufmerksamkeit.

    Wohin soll es weitergehen? Von den vier Möglichkeiten entscheiden wir uns für die Fahrt über den Plöckenpass nach Italien. Auch auf dem Pass gibt es wenig Schnee, die Straße ist allenfalls nass. Über Tolmezzo geht es wieder ins Kanaltal und wie schon vor zwei Tagen wieder auf der Staatsstraße „nach Hause“ zum WoMo. Was uns diesmal ganz besonders auffällt, sind die vielen, vielen verfallenen Gebäude auf italienischer Seite. Sie wirken bei diesem nebelig-trüben Wetter besonders trist. Warum wurden die Häuser aufgegeben, warum überlässt man sie einfach dem Verfall? Fragen über Fragen…

    Beste Grüße,
    Uli

  • Liebe Uli,
    mal wieder ein Danke schön für Deine so lebhaft und nett geschilderten Eindrücke!
    Für mich was ganz Neues: Wintercamping in Schnee und Eis! Dank Deiner Schilderungen und der Webcam kann ich mir das jetzt viel besser vorstellen!
    Und die Touren .... die fahren wir mit dem Finger auf der Landkarte mit!

    Was mich wundert, dass Du schreibst, die meisten Museen und Sehenswürdigkeiten sind im Winter geschlossen.
    Gut, an den Feiertagen ist das klar, aber generell im Winter geschlossen? Es sind doch viele Besucher und Urlauber dort!

    Wenn wir jetzt im Februar nach Dänemark fahren, haben wir auch einige Museumsbesuche etc. auf dem Programm, und ich weiss von Urlauben in den vergangenen Jahren, ebenfalls im Januar/Februar, dass die meisten Museen etc zwar zeitlich etwas eingeschränkt, aber dennoch geöffnet sind!
    Deshalb wundert es mich, dass dort in den Ski-Gebieten solche Institutionen geschlossen haben!

    Ich freue mich auf Deinen nächsten Bericht!
    Liebe Grüsse
    Anette
    aus dem verschneiten Norden

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Hallo

    @Anette: Museen in Städten haben sicher auch offen, aber hier am Land gibt es eben viel, was in Burgen (nicht beheizbar) oder gar im Freien abläuft. Hier gibt es z.B. einen Geo-Trail, da kommt man jetzt gar nicht hin.
    Und dann kommt noch dazu, dass die Skifahrer bitteschön ganztags auf der Piste und in den Hütten bleiben sollen, dann zum Apres-Ski, dann zum Abendessen, dann wieder in ein Lokal. Und sie sollen doch eine Wochenkarte kaufen und bei jedem Wetter auf die Piste und wenn es ihnen zu kalt ist, dann sollen sie eben in die Hütten gehen und dort konsumieren.
    Kultur ist was für den Sommer... :frowning_face:

    Und jetzt kommen die weiteren Tage:

    2. Jänner 2009

    Erstens lebt man nicht nur von der Luft allein, also fährt man zweitens nach dem Frühstück bei Schneeregen zum Einkaufen und flüchtet alsbald von den Menschenmassen, die anscheinend tagelang gehungert haben und sich jetzt wieder mit Essbarem eindecken müssen.

    Wieder zurück am Campingplatz besuchen wir nun unsere Artgenossen: Als Animation für (vorwiegend) Kinder sind zwei Kamele gekommen und die Kleinen dürfen auf den Wüstenschiffen ein paar Runden reiten. Was die Kamele nun vom eingesetzten Schneefall halten?

    Unsere Konsequenz ist der Rückzug ins WoMo, wo wir den restlichen Tag verbringen. Langsam wird es auch draußen weiß, auch wenn sich die Schneehöhe auf bescheidene 2 cm Höhe beschränkt, so ist der Anblick ein schön winterlicher.

    3. Jänner 2009

    Ein prächtiger Tag kündigt sich an. Die Bergspitzen liegen in der roten Morgensonne, im Tal ist Schatten und im Westen geht der dicke Mond zur Ruhe. Das Thermometer zeigt -7°C.

    Nach dem Frühstück starten wir zu einer Rundreise. Wieder geht es nach Westen nach Kötschach-Mauthen, dann weiter nach Westen ins Lesachtal. Während in Kötschach-Mauthen überhaupt kein Schnee liegt, treffen wir im Lesachtal, das doch deutlich höher liegt, den Winter an. Es liegt Schnee, teilweise auch auf der Straße, die Sonne strahlt vom Himmel, das Thermometer zeigt mittags nur mehr -10 °C! Alles glitzert, die Berge zeigen wunderbare Felsformationen.

    Schließlich erreichen wir das Drautal oberhalb von Lienz (Pustertal), fahren noch einen Teil der Pustertaler Höhenstraße, dann geht es über Lienz die Drau abwärts und bei Greifenburg wieder über den gut ausgebauten Kreuzberg zurück nach Hermagor, aber nicht ohne einen Abstecher zum Weißensee gemacht zu haben. Hier ist Eislaufen nun doch wieder möglich, nachdem schon alles dem Warmwettereinbruch zum Opfer gefallen war.

    Abends essen wir wieder in der „Monarchie“: Leberknödel- bzw. Fritattensuppe, Bauernplatte, Getränk. Zu dritt zahlen wir dafür EUR 44.- und sind mehr als nur satt. Für jeden ein Gratis-Schnapserl als Abschluss nach dem Bezahlen ist wohl ein Zeichen ungarischer Gastfreundschaft.


    Beste Grüße,
    Uli

  • Zitat

    Original von Ulrike M.

    Kultur ist was für den Sommer... :frowning_face:


    Na, liebe Uli,
    da finde ich es doch ganz nett, dass die Dänen das anders sehen - aber .... okay, die können ja auch keine Skipisten, keinen Apresski oder ähnliches bieten!
    Aber Eislaufbahnen bieten sie - in ganz vielen Städtchen irgendwo auf dem Bahnhofsvorplatz oder einem ähnlich passendem Platz - und gar nicht mal so klein!

    Übrigens hat hier auf der anderen Seite der Grenze, in Nordholland, fast jedes Dorf eine Eislaufbahn.
    Die wird im Sommer als PKW-Parkplatz benutzt, oft auch zu einem Teil den Womofahrern zur Verfügung gestellt zum Übernachten .
    Aber sobald es mal richtig friert, wird die als Parkplatz gesperrt, geflutet, und als Schlittschuhbahn zur Verfügung gestellt - abends sogar mit Beleuchtung!

    Dein Bericht heute war wieder .... klasse, und irgendwie bekomme ich so ganz langsam mal Lust auf Wintercamping!

    Wir beide haben vor ein paar Jahren mal im November auf der Durchreise auf einem CP übernachtet, der Werbung machte als Winter-CP. Muss in Österreich oder in Bayern gewesen sein - ich weiss es nicht mehr.
    Da standen die Wohnwagen so dicht beieinander, dass ich echt Angst hatte, zum einen wegen der Feuergefahr, zum anderen, weil mich die Blähungen des Nachbarn wohl die ganze Nacht über wach gehalten hätten.
    Und dazwischen noch Vorzelte für die Ski-Ausrüstung .... es grauste mir!
    Was ich aber von dem CP, auf dem Du gerade bist, sehe, gefällt mir deutlich besser!

    Ich wünsch Euch noch wundervolle Tage dort!
    Und ich freue mich auf weitere Berichte von Dir!

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Hallo Ulrike,

    vor zwei Jahren haben wir uns ja über Sylvester beim Schluga getroffen (Es gab auch keinen Schnee aber Sonne)
    Wir kommen gerade aus den Tropen (Tropical Island südlich von Berlin)
    Haben Sylvester in Berlin und den Rest auf dem Campingplatz des TI verbracht.
    2 x Berlin und 2 x Tropen, dazu jeden Morgen und jeden Abend Schnee schüppen (30 cm insgesamt) das war so die Richtige Abwechslung. Schnee auf den Straßen war nur Sylvester und Neujahr. Da musste ich auch an einer Ampel in Berlin den Fuß von der Bremse nehmen, weil mich der Hänger überholen wollte und ... dann haben sie ein Schönes Foto von mir gemacht, voll bei Rot. Das wird Folgen haben. Aber der Hänger ist heil geblieben und das war mir wichtiger.
    Zum Schluga fahren wir in drei Wochen. Wollen mal hoffen, dass dann Schnee liegt. Sonst gehen wir wieder Wandern, wie vor 2 Jahren.

    Liebe Grüße, auch an die Männer
    und Frohes Neues an Alle

    Liebe Grüße

    Bernhard
    Träume nicht dein Leben sondern Lebe deinen Traum.

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