Friaul - zu schade, um nur durchzufahren...

  • Wer kennt das nicht: Man will von A nach B, fährt die Strecke vielleicht sogar sehr oft, und weiß nicht, wie es rechts und links vom Trampelpfad aussieht.
    Sicher geht das manch einem mit der Region um Udine in Italien so ähnlich. Wir haben in den letzten Jahren dort oftmals uns umgesehen und ich möchte in loser Abfolge hier ein paar der interessanten Punkte aufgreifen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Friaul

    Als erstes möchte ich euch nach Palmanova entführen.

    Palmanova ist ein Städtchen mit etwa 5.000 Einwohnern und liegt direkt am Autobahndreieck, das die Autobahn Triest-Venedig mit dem Abzweig nach Udine und weiter nach Österreich bildet.
    Palmanova wurde 1593 künstlich, zunächst als Befestigung gegen die Türken und später gegen die Habsburger, angelegt. Es hat einen riesigen neuneckigen Hauptplatz im Zentrum, der dem Truppenaufmarsch diente.Von hier führen Straßen radial nach außen, quer dazu bilden einige Straßen Ringe um den zentralen Platz.
    Die Stadt ist von einer mehrfachen Stadtmauer umgeben, die einen neunzackigen Stern bildet. Drei Stadttore führen nach außen.


    Hauptplatz


    Eines der Stadttore. Da es für zwei Fahrspuren zu schmal ist, wird der Verkehr geregelt.Zumindest dieses Stadttor ist für WoMos hoch genug.


    Graben


    Stadttor (Porta Auquileia) von außen


    Befestigungswall von außen


    Beste Grüße,
    Uli

  • Venzone

    Fährt man auf der Staatsstraße SS13 von Udine nach Norden und lässt Gemona rechts liegen, so kommt man bald nach Venzone. Von der SS13 fällt auf jeden Fall die doppelte Stadtmauer auf.

    Als am 6. Mai 1976 im Friaul erstmals die Erde bebte, stürzten bereits viele der Gebäude oder zumindest Teile davon ein. Venzone lag unweit des Epizentrums und war daher besonders betroffen.
    Zunächst wurden bewegliche Kulturgüter in Sicherheit gebracht. Als dann im September die Erde abermals bebte, stürzte auch noch der Rest ein. Bei jedem der Beben gab es im Friaul etwa 1000 Tote.

    Die Stadtverwaltung wollte alles niederreißen und Plattenbauten aufstellen lassen, die Bürger wollten die Stadt nach altem Vorbild wieder aufbauen und setzten sich durch. Mauerteile wurden sortiert, nummeriert und wieder verwendet, so gut es eben möglich war. Gebäudeteile, die nicht rekonstruiert werden konnten, wurden mit neuem Material, aber schmucklos errichtet. So kann man auch heute gut erkennnen, was alt und was neu ist.
    Sowohl in der Kirche als auch beim Rathaus wird die Katastrophe und der anschließende Wiederaufbau eindrucksvoll in Wort und Bild (auch in gutem Deutsch) erklärt.



    Rathaus


    Straße vom Rathaus zur Kirche - 1976 ein einziger Trümmerhaufen


    Der Karner neben der Kirche - hier kann man gegen einen Obolus natürlich mumifizierte Leichen sehen


    Hauptschiff der Kirche


    Altes und neues Gemäuer in der Kirche


    Stadtmauer


    Eine nicht wieder aufgebaute Kirche...

    Beste Grüße,

  • San Daniele del Friuli
    Auch San Daniele, auf einem kleinen Hügel nordwestlich von Udine gelegen, wurde 1976 durch die schweren Erdbeben weitgehend zerstört. Heute präsentiert sich das kleine Städtchen, das durch die Produktion des berühmten Schinkens weit über die Grenzen hinaus bekannt ist, in "altem" neuen Glanz. Obwohl es noch ganz dicht an den Alpen liegt, atmet es bereits italienisches Flair.



    Duomo


    Blick von den Treppen des Doms

    Interessant ist das Städtchen wohl auch für Wohnmobilfahrer, weil am Rande der Altstadt ein gut ausgestatteter Stellplatz liegt (N 46°09'24" E 13°00'49")

    Wer Lust hat, kann auch gern in das hügelige und bergige Hinterland fahren. Wohl nicht alles Straßen dürften sich gut für (größere) Wohnmobile eignen. Neben großartiger und nicht überlaufener Natur trifft man dann auch plötzlich auf Spuren alter Besiedlung, wie es uns in Tramonti di sotto widerfahren ist, wo wir auf ein Gräberfeld aus der Langobardenzeit (700 n.Chr.) trafen (N46°17'19" E12°47'51"):

    Beste Grüße,
    Uli

  • Schöne Bilder, danke Uli.
    Kurz nach dem Erdbeben habe ich von Berg im Drautal einen Ausflug nach Grado gemacht und bin da durchgekommen. Ich kann mich noch gut an die Trümmer erinnern!
    Jetzt lohnt sich die Ecke ja wirklich !

    Tschüss, Micki

    Glaubt ja nicht wen ihr vor euch habt,

    mit mir sind schon ganz andere fertig geworden!

  • Danke, liebe Uli, für deine immer wieder interessanten Schilderungen sehenswerter Örtlichkeiten.
    Auf diese Art und Weise erfährt man Dinge, die vermutlich nicht in jedem Reiseführer erwähnt werden.
    Das macht Lust auf mehr.

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • Danke, liebe Uli,
    für den Thread über´s Friaul!

    Wir waren vor 10 Jahren mal dort .....und ein paar Jahre später mal an den grossen italienischen Seen .
    Ich würde für unsere Art des Reisens heute das Friaul den grossen Seen vorziehen - für unseren Geschmack war´s dort einfach nur klasse!

    Mal sehen, ob ich noch Bilder finde in den Tiefen meines Computers!

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Hallo, Ihr Lieben,

    Was mir noch zum Friaul einfällt, wenn ich so in unseren Erinnerungen krame .. ... eine tolle Gegend, wenn einen die Mücken bei Venedig "halb aufgefressen haben". :frowning_face:
    Wir haben uns damals mit unserem Sohn in Gemona auf einem kleinen, schönen CP getroffen, und sind dann von dort zusammen mit Töchterlein nach Venedig gefahren.
    Ein CP an der Lagune .....der ist hier bekannt.

    Wir, die Meine und ich, machen das Womo klar für die Nacht, die "Kinder" stellen daneben das Zelt für unseren Sohn auf.
    Und Töchterlein kommt reichlich verstört ins Womo und streift sich vor der Tür noch den schwarzen , krabbeligen Mückenbelag von den Armen.
    Sie war ...... nicht gut drauf. Und hat dann , mit der Zigarette in der Hand, auch noch ein Loch in den Mückenschutz am Womo-Fenster gebrannt! :pouting_face:
    Okay, Hundespaziergang ..... war trotz Autan für den Hund und uns eine einzige Qual.

    Am nächsten Morgen dann mit dem Boot nach Venedig.

    Der Hund fand´s toll. Wir nicht. Da wir sehr spontan gefahren waren, auch keine Informationen eingeholt ......also auf Touri-Fallen reingefallen.
    Es dauerte nicht lange, dann sind wir zum Festland zurück.

    Und mit einem inzwischen fiebrigen, reichlich hysterischen Töchterlein wieder ins Friaul nach Gemona.
    Und dort erst mal ins Krankenhaus.
    Unsere Tochter sah schlimm aus. Wie eine Erdbeere. Trotz Autan .... und Jeans ..... völlig zerstochen, nahe am Kreislaufkollaps, und fast hysterisch.

    Nach zwei Spritzen und ein bisschen gut Zureden hatten die Ärzte sie dann " im Griff", sowohl medizinisch wie auch psychisch.
    Wir haben uns dann in Gemona noch ein paar Tage erholt.
    Und uns dort sehr, sehr wohl gefühlt!
    Interessante Gegend, guter Wein, super Lebensmittel in den kleinen Läden in den Städtchen ......
    da fahren wir auch bald mal wieder hin!

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Hallo,


    Es freut mich, dass euch die Tipps gefallen haben, danke!


    Worum es mir geht, ist, dass diese hier vorgestellten Städtchen alle fast an der Autobahn liegen. Wie oft braus man da daran vorbei, ärgert sich womöglich über die Maut, die Staus usw. auf der Autobahn, möchte vielleicht ohnehin einen kleinen Stopp machen und einen Cappuccino trinken. Da bieten sich diese bishervorgestellten Orte allesamt an. Man vertritt sich die Beine, dann geht es wieder weiter.

    Ja, und von Kärnten aus (selbst teilweise von Graz aus) lässt sich das bequem als Tagesausflug machen.

    Micki, die Erdbeben von 1976 waren wirklich schlimm, wir haben hier selbst in Graz noch beide extrem deutlich verspürt. Das erste war abends, ist stand an unseren Nachtspeicherofen gelehnt (der hat ein paar Hundert Kilo) und tratschte mit meiner Mutter. Plötzlich begann es zu beben und ich hatte das subjektive Gefühl, der Ofen hopse mit mir davon. Die Minute, in der die Erde bebte, wurde endlos...

    Das zweite Beben war um 5 Uhr in der Früh und ich wurde davon sogar munter. Das war beängstigend.

    Beste Grüße,

    Uli, die die Vorstellung kleiner Orte entlang der Autobahn fortsetzen wird

  • Noch ein kleiner "Nachtrag" zu Venzone, das Uli hier ja schon vorgestellt hat!

    Die Stadt feiert jedes Jahr am letzten Wochenende im Oktober eine "Festa della Zucca", also ein Kürbisfest.
    Die Strassen und Plätze sind dann reichhaltig geschmückt mit leuchtenden Kürbissen aller Grössen, mit gelben Maiskolben, grossen Sonnenblumen und ganz viel Grün!
    Natürlich bieten auch Restaurants und Cafés alles rund um den Kürbis .... von Kürbissuppe bis Kürbiskekse!
    Und auch kulturell wird so einiges geboten: Strassentheater, Musikdarbietungen und vieles mehr.

    Es lohnt sich in dieser Zeit ganz besonders, mal einen Bummel durch Venzone zu machen!

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Es lohnt sich in dieser Zeit ganz besonders, mal einen Bummel durch Venzone zu machen!


    Eines muss man dir lassen, liebe Anette, Appetit anregen kannst'e. :zauberblumen

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • Eines muss man dir lassen, liebe Anette, Appetit anregen kannst'e. :zauberblumen

    Mönsch, Dieter, ich hab doch kein Foto von mir eingestelllt!
    Lach!

    Und mal ganz frech grins!

    Aber .... irgendwie gehört zu schönen Landschaften doch auch gutes Essen, guter Wein, kleine Läden mit lokalen Spezialitäten ..... oder nicht?
    Wir halten gerne mal an Hofläden, oder gehen zu lokalen Wochenmärkten. Das gehört für uns dazu! Denn Essen und Trinken ist doch auch lokale Kultur!

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • Aber .... irgendwie gehört zu schönen Landschaften doch auch gutes Essen, guter Wein, kleine Läden mit lokalen Spezialitäten ..... oder nicht?


    Na klar gehört das dazu ..... und das Beste daran ist, dass solche Informationen hier im Board völlig kostenlos zu haben sind.

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • Hallo Uli,

    klasse Bericht und Bilder!!!!

    Was mir auffällt bei den Bildern - die wirken ganz klasse, weil sie scheinbar alle mit Weitwinkel fotografiert wurden. Ich spiele mit dem Gedanken mir die neue Fuji zu kaufen mit der 35 mm Festbrennweite...die ersten Bilder davon erschlagen einen in Hinsicht auf die Qualität! Können aber nur fast mit Deinen Bildern konkurieren!

    Viele Grüße
    Theo

  • Hallo Theo,

    Das Lob über die Bilder musst du Roland geben, der fotografiert einfach super. Ich darf aber für solche Berichte immer seine Fotos nehmen, da gibt's nichts. :winking_face:

    Wie er das genau gemacht hat, weiß ich nicht, das soll er dir selbst sagen. Momentan sitzt er weit von hier bei Goldschmitt in Walldürn und lässt Hubstützen reparieren und Unterbodenschutz erneuern.

    Beste Grüße,

    Uli

  • Hallo, liebe Uli,
    vielleicht sollten wir Deine echt guten Infos übers Friaul plus meine themenbezogenen Beiträge mal in Inpraxis Wiki "verschiffen"?
    Die Blödeleien können ja gerne weggelassen werden, aber die Infos sind doch Wiki-reif?

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • vielleicht sollten wir Deine echt guten Infos übers Friaul plus meine themenbezogenen Beiträge mal in Inpraxis Wiki "verschiffen"?


    Das ist ein guter Gedanke.
    So verschwindet der Thread nicht in den Tiefen des normalen Forum.

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

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