Kroatien, Ostern 2011

  • Ostern in Kroatien, 15. – 26. April 2011

    Teil 1

    Ich möchte vorausschicken, dass unser letzter längerer Besuch in Kroatien Jahrzehnte zurückliegt. Damals waren wir mit Eltern und Bekannten in einfachen Hotels auf Badeurlaub und schon damals lagen wir nicht nur den ganzen Tag am Strand, sondern wir versuchten auch in den späteren und damit kühleren Nachmittagsstunden das Hinterland zu erkunden.

    Dann kamen andere Urlaube, schließlich rückte der Jugoslawienkrieg das Land in weite Ferne.

    Heuer sollte es zu Ostern also an die Neuerkundung des Landes gehen. Dazu kam, dass Ostern sehr spät war und damit schon viele Campingplätze geöffnet hatten.

    Die Bilder stammen alle von Roland, den Text habe ich verbrochen.


    Da ich am Freitag in diesem Schuljahr nur zwei Unterrichtsstunden zu absolvieren habe, können wir schon am Vormittag wegfahren. Nach kurzem Einkauf von ein paar Lebensmitteln starten wir um 11 Uhr zum Osterurlaub in den Süden.

    Die Grenze nach Slowenien ist nach 35 Minuten Fahrzeit überquert, dann geht es auf der Autobahn weiter um Maribor und dann in Richtung Ptuj, wo auch die Autobahn endet und der Weg zur kroatischen Grenze über eine Bundesstraße führt.

    Seitens der Slowenen gibt es bei der Ausreise nur einen kurzen Blick in die Reisepässe, der kroatische Zöllner verpasst allerdings sich und uns eine Schrecksekunde mit der Frage, ob wir Frischfleisch oder Eier mit uns führten. Natürlich haben wir das, für das Wochenende liegt Grillfleisch im Kühlschrank und ein paar Eier haben wir auch mit. Erst als ich ihm versichere, dass wir das heute abends essen werden, lässt er uns weiterfahren, andernfalls hätte es eine veterinärische Kontrolle geben müssen.

    Nach der Grenze geht es wieder auf der Autobahn weiter, kurz vor Zagreb halten wir Mittagsrast und beschließen angesichts des relativ schlechten Wetters – es ist mit 8 bis 10 °C recht kalt und es regnet zeitweise – auf einen Besuch der Plitvicerer Seen (Plitvicka Jezera) zu verzichten, wo man ja ein wenig wandern müsste. Stattdessen bleiben wir auf der Autobahn, die bei Karlovac Richtung Süden abbiegt und hinter dem Velebit-Gebierge in einem relativ einsamen Hochtal nach Süden führt. Auch hier ist es kalt und zeitweilig bläst ein scharfer Wind. Schließlich queren wir das Gebirge in einem etwa 5 km langen Tunnel und befinden uns auf der Meerseite des Gebirges, wo nun die Sonne scheint, aber eine unangenehme Bora bläst. Zudem ist die in zwei weiten Sepentinen ins Tal führende Autobahn wegen einer Baustelle auf eine recht schmale Fahrspur eingeengt, was dem Fahrer zusammen mit den Windböen alles andere als Freude bereitet.

    Wir verlassen die Autobahn bei Benkovac, die Gebühr fällt eher gering aus, weil der Mautner offensichtlich nicht jene für Fahrzeuge über 3,5 t einhebt – auch schön.
    Es ist schon spät, wir fahren direkt auf den Campingplatz Oaza mira südlich von Pakostane. Nur wenige Parzellen sind schon belegt, wir wählen eine direkt am Wasser.

    Während der Nacht bläst die Bora, der hochstämmige Pinienwald hält jedoch das meiste ab. Die Sonne scheint und wir beschließen, hier zwei Nächte zu bleiben und uns heute ein wenig im Hinterland umzusehen.

    Zuerst geht es nach Biograd na moru, wo wir vor Jahrzehnten in einem Hotel urlaubten. Wir erkennen nichts wieder, für einen Stadtbummel fehlt uns eine Parkmöglichkeit für das WoMo. So fahren wir erst einmal ein paar Kleinigkeiten einkaufen, was wir gleich bei Plodine, einer Supermarktkette) erledigen: große Warenvielfalt, sehr ähnlich wie in Österreich.

    Dann geht es entlang der Küste nach Zadar. Obwohl es eine Parkmöglichkeit hier gäbe, verderben uns die Menschenmassen, die durch die Stadttore strömen, die Lust auf einen Stadtbesuch. Also nehmen wir uns das kleine Städtchen Nin nördlich von Zadar als Ziel vor, wo ja die kleinste Kathedrale der Welt stehen soll. Gleich am Ortsrand taucht ein riesiger Parkplatz vor einem kleinen weißen Kirchlein auf und ich unterliege der irrigen Meinung, dass es sich bei diesem Kirchlein Sv. Nikola um besagte Kathedrale handle. Wir nehmen es in Augenschein, machen auf dem Parkplatz Mittagsrast und fahren dann Richtung Pag.


    Sveti Nikola bei Nin

    An der Brücke zur Insel Pag drehen wir allerdings wieder um: Die Bora bläst wild, es ist dunkel und unwirtlich geworden.


    Nächstes Ziel ist die Brücke bei Maslenica, die über die eindrucksvolle Meerenge von Maslenica führt. Hier tobten im Jugoslawienkrieg heftige Kämpfe, deren Spuren unübersehbar sind. Neben den unzählbaren Einschusslöchern im Fels um die Brücke wirbt eine Tafel für Bungee-Jumping von der Brücke…


    Brücke von Maslenica


    Autobahnbrücke bei Maslenica

    Und dann umrunden wir die Meeresbucht von Novigrad, stoßen in ein Land, das in der jüngsten Geschichte Schlimmstes erleben musste, wir sehen zerschossene und aufgegebene Häuser, daneben aber auch neue Siedlungen. Krieg kennt nur Verlierer…

    Am Palmsonntag brechen wir weiter nach Süden auf, verlassen diesen an sich recht hübsch gelegenen Campingplatz, der ohne Rabattkarte für uns drei in der Vorsaison ca. 35 EUR pro Nacht kostet. Im Sommer möchten wir bei Vollbelegung allerdings nicht hier sein, da würde ein Einfahren auf einen der Terrassenstellplätze sicher schwierig werden. Außerdem scheinen die Sanitäranlagen bei Vollbelegung auch nicht gerade üppig bemessen zu sein.

    Entlang der Küstenstraße geht es nun nach Süden, über die eindrucksvolle Brücke über die bei Sibenik mündende Krka, vorbei an dem auf einer Halbinsel liegenden Primosten nach Trogir. Aber auch hier sind uns zu viele Menschen, also fahren wir einfach einmal weiter, lassen auch Split rechts liegen und genießen dann eine Mittagspause in der Sonne und angesichts einiger schneebedeckter Berge, die wohl schon auf bosnischem Gebiet liegen.

    Doch nach der Mittagsrast ist auch die Sonne weg, die Makarska-Riviera zeigt sich von ihrer grauen Seite. Wir beschließen, noch heute auf die Halbinsel Peljesac zu fahren, denn davor gibt es keinen Campingplatz, der um diese Jahreszeit geöffnet hat. Dort soll ja auch der hier allseits bekannte Micki auf einem CP auf uns warten…

    Die kurz ins Auge gefasste Überfahrt mit der Fähre ab Ploce weicht dem Landweg, da wir ganz einfach die Abfahrt versäumen. Dafür bestaunen wir den Obst- und Gemüseanbau im Neretva-Delta auf unzähligen kleinen Inselchen und queren dann mit kaum merkbaren Grenzstopps Bosnien, das hier einen etwa 10 km breiten Küstenstreifen besitzt, und biegen dann auf die Halbinsel Peljesac ab. Im Vorbeifahren bestaunen wir die Festung von Ston – heute ist leider keine Zeit für einen Fotostopp. Dann geht es durch eine spannende Landschaft mit Weinanbau, kargen Flächen, kleinen Dörfern, in denen alte Männer auf Mäuerchen sitzen und das Geschehen beobachten nach Orebic, wo wir auf dem CP Nevio einlaufen. Ja, Micki ist da, aber auch Christian und Judith, zwei gute Bekannte aus Graz, die wir schon mehrmals zufällig in Urlauben getroffen haben, zuletzt in Nordnorwegen. Und jetzt wieder, das gibt ein Hallo!

  • Teil 2

    Nachts kommt noch einmal die Bora auf, am nächsten Morgen strahlt die Sonne von wolkenlosem Himmel. Wir beschließen ein paar Tage hier zu bleiben. Der CP liegt schön über der Steilküste, ein Teil läge auch direkt am Meer, aber da wollten wir mit unserem großen WoMo nicht zufahren. Die Sanitäranlagen sind sauber, in der Hochsaison wohl aber viel zu knapp bemessen. Alle Stellplätze sind mit Wasser- und Abwasseranschlüssen ausgestattet, ein gut bestückter Konzum-Supermarkt liegt direkt vor den Toren. Wir genießen die Sonne, die schöne Vegetation, wir quatschen mit Barbara und Micki, wir erholen uns prächtig. Und abends um 22 Uhr heulen täglich die Schakale…




    Wer ist das wohl?


    Am Gründonnerstag brechen wir auf in Richtung Dubrovnik. Zuerst wird aber ein Fotostopp an der Festung von Ston nachgeholt, dann geht es bei Sonnenschein nach Süden.


    Festung von Ston

    Mittags ist Dubrovnik erreicht, wir quartieren uns auf dem CP Solitudo im Norden der Stadt ein.Der Platz hat vier Bereiche, von denen erst zwei offen sind. Allerdings gibt es nur im Platzteil C auch für uns einigermaßen passende Stellplätze, das Gelände ist sehr buckelig, auf den CP-Straßen sieht man noch Granateneinschläge aus dem Krieg. Die Sanitäreinheit befindet sich in Containern, da auch hier im Moment die Platzbelegung sehr gering ist, ist alles noch ausreichend und sauber. WLAN ist gratis, funktioniert aber nur im Bereich der Rezeption.


    Granatenspuren auf dem CP

    Roland und ich machen uns auf zur Stadtbesichtigung, der Bus fährt in der Nähe des CP ab und wirft uns direkt vor dem Stadttor aus. Wir bummeln durch Straßen und Gassen, schnüffeln in Hinterhöfe und genießen die schöne Stadt, in der auch noch Spuren des Krieges da und dort zu sehen sind. Nur die Umrundung auf der Stadtmauer ersparen wir uns.






    Abends färbe ich noch ein paar Eier – schließlich steht Ostern vor der Tür!

    Am Karfreitag kaufen wir noch beim großen Konzum-Supermarkt am Hafen Vorräte für das Osterwochenende ein, ehe es dann wieder nach Norden geht. Angesichts des im Hafen liegenden und des gerade ankommenden riesigen Kreuzfahrtschiffes sind wir froh, die Stadt gestern fast „leer“ erlebt zu haben. Abermals queren wir den schmalen bosnischen Streifen und machen dann im Nerevta-Delta an einem der Verkaufsstände Halt. Ein Netz süßer Mandarinen, ein großes Glas Ajvar, eine Flasche Olivenöl und Mandarinenmarmelade wandern um günstiges Geld in unser WoMo. Und dann geht es weiter an der Makarska-Riviera, heute präsentiert sie sich aber im Gegensatz zur Anreise im Sonnenlicht, das ist doch gleich viel schöner!

    Der CP in Split ist von der viel befahrenen, vierspurigen Straße nicht weit entfernt, man hört den Straßenlärm sicher deutlich. Da fahren wir lieber weiter! Am CP Vranjica westlich von Trogir bleiben wir dann. Der Platz ist in Terrassen angeordnet, man hat Blick auf das Meer und auch hier sind nur wenige Touristen bereits anwesend. Auch hier gibt es Plätze mit Wasser und Abwasser am Stellplatz, nur ein Sanitärgebäude ist geöffnet und da nur der Teil für die Weiblein. Männer dürfen nicht „müssen“? Doch, sie werden bei den Damen gnädig geduldet!


    Auch hier bleiben wir zwei Nächte und genießen den Karsamstag bei faulem Nichtstun!

    Ostersonntag, der Himmel ist trüb, wir fahren weiter, nicht ohne einen kurzen Fotostopp im Hafen von Marina, wo ein Wachturm steht, den wir auf der Fahrt in den Süden zu spät entdeckt hatten.

    Weiter geht’s nach Norden, schließlich stehen wir mittags wieder in Nin nördlich von Zadar, um jetzt wirklich die kleinste Kathedrale der Welt zu sehen! Und wirklich: hinter dem östlichen Stadttor verbergen sich einige Schätze, gleich hinter dem Tor eine romanische Kirche aus dem 13. Jh., dann kommt die kleinste Kathedrale inmitten von Ausgrabungen aus der Römerzeit.

    Und nun? Nach der Mittagspause nehmen wir die Küstenstraße nach Norden in Angriff, die wir teilweise vor Jahrzehnten gefahren sind. Die Landschaft ist karg, teilweise bizarr, die Dörfchen sind klein und ducken sich in Mulden. Aber die Straße? Heute ist es kaum vorstellbar, dass sich noch vor wenigen Jahren fast der gesamte Verkehr nach Dalmatien hier durchquälen musste. Linkerhand tauchen die Inseln Pag, Rab und schließlich Krk auf. Und da wir bis hierher keinen uns angenehmen CP gefunden haben, queren wir die Brücke nach Krk und nächtigen auf dem CP Pusca bei Omisalj. Der Platz ist einfach, liegt direkt am Wasser und man sieht auf Rijeka und die Raffinerie. Die Sanitäranlagen sind einfach und bei Vollbelegung sicher nicht ausreichend. Aber zu Ostern scheint dies alles kein Problem zu sein. Und diesmal lassen wir uns nicht vom Heulen der Schakale, sondern vom Sang einer Nachtigall in den Schlaf wiegen…
    Am Ostermontag queren wir dann Rijeka, fahren auf der Landstraße Richtung Pstojna in Slowenien und biegen dann nach Nova Gorica ab. Von hier geht es auf der Autobahn bis Gemona und weiter auf der Staatsstraße zur Österreichischen Grenze. Die letzte Nacht verbringen wir auf dem CP Schluga in Hermagor, ehe wir uns auf die letzten Kilometer Richtung Heimat aufmachen.
    Fazit:
    Zu dieser Reisezeit hat es uns sehr gut gefallen, die Natur und das Wetter zeigten sich von ihrer schönsten Seite.
    Die CP waren noch kaum belegt, die Sanitäranlagen waren sauber. Restaurants und Läden auf dem CP waren noch nirgends offen. Viele der Plätze bieten eine durchaus lohnenswerte Ermäßigung an (ADAC-Card, Camping cheques, ACSI).
    Wir haben gut und zu eher günstigen Preisen (verglichen mit Österreich) eingekauft, ein paarmal bei der Supermarktkette Konzum, ein paarmal bei der Supermarktkette Plodine. Das Warenangebot ist hier vielfältig, ähnelt dem in Österreich sehr stark. Einzig beim Brot liegt der Schwerpunkt auf Weißbrot.
    Wir fuhren 2300 km, allerdings entspannt und ohne viel Verkehr. Will man weiterkommen, so sind die Autobahnen auf jeden Fall empfehlenswert, auch wenn man extra bezahlen muss. Das gesamte Urlaubsbudget wird da sicher eher durch die Treibstoffpreise belastet, die ähnlich jenen in Österreich sind.

  • da merkt man doch gleich die Routine, wie ein Bericht zu verfassen ist . :winking_face:
    Naja, ich lerne noch.
    Die Granatenlöcher in den Wegen bei Dubrovnik sind mir auch aufgefallen.
    Sogar in den Laternenmasten waren Einschüsse zu sehen.

    Tschüss, Micki

    Glaubt ja nicht wen ihr vor euch habt,

    mit mir sind schon ganz andere fertig geworden!

  • Hallo Uli,

    Danke für den netten, sehr aussagefähigen Bericht über eure Ostertour.
    Da wir letztes Jahr ja auch die Küstenstraße via Albanien genommen haben, konnten wir einige Punkte in eurem Bericht wiederfinden, die wir auch angefahren sind.
    Nur einen wesentlichen Unterschied gibt es: Für uns ist die Anreise nach Kroatien ein biss'l länger!

    Gruß vom Dieter


    Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,
    darf man den Kopf nicht hängen lassen.
    (Walther Matthau)

  • Hallo,

    Danke ihr zwei für die positiven Rückmeldungen!

    Allerdings, die Anreise ist für uns in der Tat eine kurze, ich wunderte mich selbst, als wir am ersten Tag schon südlich von Zadar waren, obwohl ich noch bis 10 Uhr gearbeitet hatte. Dafür ist bei uns die Anreise nach Skandinavien so schrecklich weit... :winking_face:

    Beste Grüße,
    Uli

  • Liebe Uli,
    Euch geht´s halt mit Skandinavien so, wie uns mit Kroatien!
    Letzteres reizt uns durchaus .... aber es ist sooooo weit weg!
    Aber Dein Bericht hat uns auch ein paar Erinnerungen gebracht ... Krk .... Hotel .... mit einem gemieteten Trabbi-Capriolet.
    Muss so 1986 gewesen sein!
    Tolle Landschaft, und sehr, sehr nette Menschen dort!
    Von einem Wochenmarkt dort stammt mein bestes Rezept gegen Sonnenbrand-Aua: Olivenöl mit frischen Zitronensaft mischen und auf die verbrannten Hautflächen verteilen!
    Wirkt Wunder

    Liebe Grüsse
    Anette

    =^.^=
    Mitglied der Nordlichter-Crew

  • hallo Uli,
    auch von mir vielen Dank für den Reisebericht, der Lust macht auf das Land. Vielleicht passt es mal, dann greifen wir darauf gerne zurück.

    Sehr informativ!

    Viele Grüße und allzeit Gute Fahrt

    inpraxi . -- "Es ist wunderbar, einem Dummschwätzer beim Schweigen zuzuhören."

  • Wunderschöne Landschaft. Schöne Städtchen und Küstenabschnitte. Wenns mich nicht immer magnetisch nach Norden verschlagen würde...., wäre es auch ein schönes Reiseziel, aber in den Sommerferien ists mir da glaub ich zu heiß...

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