26. Oktober, Österreichischer Nationalfeiertag
Beginn der Österreichischen Bundeshymne:
Land der Berge, Land am Strome…
In die Berge wollen wir nicht, der erste Wintereinbruch steht vor der Tür.
An den Donaustrom wären wir gern gefahren, aber dort schneit es bereits…
Also geht es nach Süden. Wir wollen ans Meer. Ich habe seit zwei Monaten eine Dauerinfektion (oder waren es mehrere?) der Atemorgane, Papa und Roland husten seit drei Wochen. Da tut Meerklima sicher gut, auch wenn es nur ein paar Tage sind.
Wir fahren um 10 Uhr in Graz ab, Nebel kriecht über das Land – trostlos. In Slowenien ist’s nicht besser und bei Postojna beginnt es gar zu schütten. Na, fein. Dann wollen wir einmal Mittagsrast halten. Nach dem Essen hat Petrus Erbarmen.
Wohin soll es gehen? Einen Campingplatz direkt am Meer wollen wir, nur bei Pula sind um diese Zeit noch einige offen. Also peilen wir Pula an. Doch zuerst will die slowenisch-kroatische Grenze überquert werden – doch wen scheren unsere Reisepässe? Doch nicht die Grenzbeamten, diese winken uns lässig durch. Dann ziehe ich gleich einmal kroatisches Geld aus einem Automaten, unsere Restbestände vom Vorjahr belaufen sich umgerechnet nur mehr auf ein paar Euro.
Nach 4½ Stunden reiner Fahrzeit und 1 Stunde Mittagspause stehen wir vor den Toren des CP Bi-Village in Fažana, 6 km nördlich von Pula. Nach einem längeren Anmeldeprozedere (Eingabe der Daten in den PC und Kontrolle der Reisepässe) bekommen wir Ausweise für den CP und Meldeausweise für die Polizei. Und dann dürfen wir in das riesige Gelände einfahren. Nur mehr ein Sanitärgebäude ist offen und in dessen Nähe finden wir auch unseren erhofften Platz in der ersten Reihe direkt am Wasser mit Blick auf die gegenüber liegenden Inseln von Briuni, wo Tito residierte.
Abends gehen wir ins Restaurant zum Essen. Nur mehr das Restaurant hat offen, alle anderen Einrichtungen sind geschlossen. Während wir unsere Kartoffelsuppe mit Trüffeln löffeln, kommt plötzlich die Kellnerin mit einer einfachen Pizza, dreigeteilt bestrichen mit Knoblauch, Tomatensauce und Zwiebel. Das haben wir doch gar nicht bestellt! „Das ist vom Haus“, ist die einfache Antwort. Hmmm, wie das schmeckt! Der Teig ist hauchdünn und allein schon eine Wucht. Nach dem ebenso sehr schmackhaften Hauptgang sind wir bis oben hin voll, dann kommt noch Likör, wieder „vom Haus“. Es ist ein Grappa, der mit Honig und Šipak (einer Art Hagebutten) angesetzt worden war.
Wir rollen zurück zum WoMo und dann dreht Petrus wieder den himmlischen Wasserhahn auf.
Samstag ist es nun geworden, es hat die ganze Nacht geregnet, aber es ist noch relativ warm. Doch nun ist es trocken und Roland und ich gehen den 600 m langen Weg hinauf zur Rezeption, um zu sagen, welchen Platz wir gestern gewählt haben. Bei dieser schwachen Belegung ist das wohl unerheblich, aber Ordnung muss sein. Am Rückweg machen wir viele Bilder vom CP und stellen fest, dass wir in der Hochsaison hier um keinen Preis dieser Welt sein wollen. Wie wir später erfahren, tummeln sich hier auf dem CP, in den Appartements und den Miethütten und -häusern rund 6.000 Menschen!
Am Nachmittag regnet es wieder dann und wann, aber es ist nach wie vor relativ warm. Wir bleiben im und ums WoMo und bemerken dann, dass beim Restaurant eine Hochzeitsgesellschaft vorgefahren ist. Damit ist unsere Entscheidung, uns heute nur eine Pizza von dort holen zu wollen, sicher richtig. Ja, wir holen dann unsere Pizza, haben wegen der irrsinnig lauten Musik fast Probleme, uns zu verständigen, warten dann und sehen zu, wie gerade Braut und Bräutigam den ersten Tanz wagen, dann kommen alle anderen hinzu und drehen sich mit Begeisterung im Kreis, selbst die beiden kleinen Brautjungfern tanzen begeistert mit Mama und Opa. Dass einige der Frauen zur Musik auch singen, kann man angesichts der Lautstärke nicht hören aber sehen…
In der Nacht beginnt es zu schütten, heftige Gewitter kommen auf, polare Kaltluft trifft auf feuchtwarme Mittelmeerluft. Und als es „von oben“ endlich leiser wird, fährt um 4 Uhr morgens die Hochzeitsgesellschaft mit Hupen weg.
Sonntag und Bora, wir bleiben beim WoMo. Dann taucht ein Surfer auf, der offensichtlich auf dem CP wohnt. Er macht auf seinem Gerät keine besonders überzeugende Gestalt. Muss man dann bei solch heftigem und böigem Wind aufs Wasser? Er muss offensichtlich, obwohl er immer wieder unfreiwillig absteigt und Mühe hat, wieder auf das Brett zu kommen. Und dann treibt es ihn weit weg vom Ufer – ob das gut geht?
Nach einiger Zeit wird auch offensichtlich seine „Crew“ an Land unruhig, man steht am Ufer, gestikuliert, palavert. Draußen schwimmt unser „Held“ Richtung Ufer, sein Gerät hinter sich herschleppend. Doch so sehr er sich auch um ein Fortkommen bemüht, die immer heftiger blasende Bora macht seine Anstrengungen fast zunichte und er kommt kaum vom Fleck. Einer der Beobachter am Ufer greift zum Handy. Zwei andere kommen mit Schlauchbooten und fahren zum Surfer, einer befestigt das Surfboard samt Segel an seinem Boot und rudert unter großer Anstrengung an Land, der andere Bootfahrer begleitet den Schwimmer, der sich immer wieder am Boot haltend ausruht. Endlich hat auch er das sichere Ufer erreicht, die Menge zerstreut sich und der Held geht im Wasser in Richtung seines Ablegeplatzes, das Surfboot hinter sich herziehend.
Und plötzlich taucht Polizei im Landrover am Strand auf, drei Polizisten steigen aus und verpassen dem jungen Surfer offensichtlich noch eine ordentliche Standpauke. Recht so. Er hat sich und auch andere in Gefahr gebracht, das muss nicht sein. Warum haben die Menschen so wenig Respekt vor Naturgefahren?
Abends gibt es wieder Essen im Restaurant, wieder gibt es dieses Fladenbrot „vom Haus“. Wahrscheinlich wird man in der Hochsaison nicht so verwöhnt, da ist man froh, wenn alles klaglos über die Bühne geht.
Am Montag scheint die Sonne, wir fahren erst einmal nach Pula zum Einkauf. Dann genießen wir die Sonne und machen am Nachmittag einen Bummel nach Fažana, das auf einem 1,3 km langen Strandweg schön erreichbar ist. Leider verdunkelt sich der Himmel abermals, aber wir kommen trocken wieder zurück zum WoMo.
Der Dienstag empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Wir bummeln wieder den Strand entlang, diesmal nach Süden und lassen’s uns gut gehen. Am Nachmittag trübt es sich wieder ein, aber zum Abendessen kommen wir noch trockenen Fußes.
Mittwoch, 31. Oktober – angesichts des Helloween-Wahns in manchen Gegenden möchte ich heute noch hier auf dem „sicheren“ CP bleiben, obwohl sich das Wetter von der lausigen Seite zeigt. Wir verlümmeln den Tag noch einmal im WoMo und gehen dann abends noch bei strömendem Regen essen. Am Rückweg werden wir trotz Regenschutzes ganz schön nass. Nachts gießt und stürmt es, das WoMo wird trotz der Stützen ganz schön gebeutelt und wir beschließen am Morgen, unsere Zelte hier abzubrechen.
Nach dem Bezahlen gondeln wir langsam auf der Landstraße nach Norden, überqueren die Grenze nach Slowenien, suchen vergeblich einen schönen Mittagsplatz am Meer und landen schließlich auf einem gewöhnlichen Parkplatz in Koper, weiter geht es nun auf der Autobahn über Triest und Udine nach Norden. In Gemona verlassen wir die Autobahn und fahren weiter auf der Staatsstraße, ab Pontebba liegt Schnee neben der Straße. Halt, so war das nicht geplant!
Und so fahren wir um 18 Uhr auf dem CP Schluga in Hermagor ein, es ist tiefer Winter. Nach reiflicher Überlegung gönnen wir uns dann einen weiteren Uralubstag und fahren erst am Samstag wieder nach Hause.
Fazit:
Wir haben uns gut erholt, die Infektionen haben wir irgendwo am Strand liegengelassen. Preise für das Essen sind deutlich unter jenen in Österreich, auch im Lebensmittelladen (Plodine) kauft man deutlich günstiger ein. In der Nebensaison ist für uns Kroatien ein angenehmes Ziel, auch wenn das Wetter Ende Oktober in den Mittelmeerländern oftmals für einen Urlaub zu feucht ist (aber die Natur braucht den Niederschlag). In der Hochsaison wäre es uns viel zu heiß und es wären uns viel zu viele Menschen im Land.