Von Zeit zu Zeit werden wir vom Wilden Warzenschwein (Phacochoerus aethiopicus violens) benagt. Das ist jene ganz eigenartige Spezies, die uns Dinge einflüstert, die für andere Leute undenkbar erscheinen.
Nun war es wieder einmal so weit. In einem Moment ausgesprochener Widerspruchsschwäche meinerseits flüsterte es mir zu, dass wir doch wieder einmal einen Tagesausflug nach Slowenien machen sollten. Nun sind Ausflüge nach Slowenien für uns in Graz Lebende an sich nicht so besonders, ist doch die Grenze etwa eine halbe Fahrstunde auf der Autobahn unterwegs. Nein, besagtes Tier meinte, wir sollten doch auch auf einen Kaffee nach Triest fahren, außerdem wäre Rolands Heuschnupfen beim Fahren mit der Klimaanlage sicher nicht so heftig.
Bei Prachtwetter ging es also am Samstag, den 28. Mai, kurz nach 9 Uhr los. Auf der Autobahn ging es zunächst flott dahin, sieht man von den kurzen Stopps zur Bezahlung der Maut ab (bezahlbar in SIT, EUR oder mit Kreditkarte). Die Maut betrug für die Strecke Grenze – Maribor – Celje – Ljubljana – Postojna umgerechnet EUR 8,03 (10-Tages-Vignette in Österreich: EUR 7,60), wobei etwa 10 km östlich von Ljubljana noch nicht fertig sind und man hier über die alte Landstraße über den Trojane-Pass fahren muss. Hier gab es dann auch prompt in der Gegenrichtung einen gigantischen Stau, weil ein Autotransporter in der Steigung eingegangen war. Für die Strecke Graz – Ljubljana brauchten wir etwa 2 Stunden, weitere 45 Minuten benötigt man um Ljubljana herum und dann nach Postojna.
Hier wandten wir uns in Richtung der berühmten Höhlen, hatten aber angesichts der vielen Fahrzeuge auf dem riesigen Parkplatz keine Lust zu einer Besichtigung. Diese werden wir in der etwas ruhigeren Zeit, etwa im Herbst, nachholen. So fuhren wir erst einmal durch die hellgrün frühsommerliche Landschaft des Karst zum Campingplatz bei Postojna, der dort hübsch im hellen Buchenwald liegt. Von einer weiteren Besichtigung des Platzes sahen wir ab, da er während des gesamten Mai von Militär (slowenische und italienische Militärfahrzeuge haben wir gesehen) in Beschlag genommen war. So genossen wir eben die luftige Kühle im Wald und verzehrten unsere mitgebrachte Jause. Weiter ging es dann zum berühmten Felsenschloss Predjama (Bild 1), einst eine berüchtigte Raubritterburg mit einem geheimen Höhlenzugang.
Dann ging es auf der alten Straße hinunter nach Koper. Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sich quasi mit einem Schlag die Vegetation ändert: Eine kleine Anhöhe wird überquert und plötzlich weichen die Buchen den dunklen Föhren, da und dort tauchen die ersten Zypressen auf. Und dann gibt es von einem Rastplatz aus (deren es in Slowenien in großer Zahl und mit großer Sauberkeit gibt – Tische und Bänke, Abfalleimer) den ersten Blick auf das Meer und auf Triest! Doch wir wollen zuerst nach Piran.
Leider gibt es nirgendwo Parkplätze – selbst gebührenpflichtige Plätze sind heillos voll. So müssen wir uns mit Blicken aus dem fahrenden Auto und von hoch oben begnügen (Bild 2). Auch entlang der Straße von Ankaran hinüber ins italienische Muggia gibt es kein Plätzchen für unser Auto, alles ist belegt von badenden Einheimischen. Im November war es hier doch viel ruhiger…
Der Kaffee in Triest viel der Hitze über 30 °C zum Opfer, soll aber bei passender und vor allem kühlerer Gelegenheit nachgeholt werden. Das Klima erinnerte uns hier an eine Klimaanlage, die nach dem Verdunsterprinzip arbeitet. nachdem wir auch vergeblich nördlich von Triest auf einen Parkplatz am Wasser gewartet hatten, wandten wir uns wieder nach Slowenien und zwar in Richtung Nova Gorica. Von hier ging es – anfangs bei Außentemperaturen von 32 °C – durch das Tal der Soca, dem grünen Fluss, der mal ruhig (weil aufgestaut), dann wieder schnell fließend die Region prägt (Bild 3). Kleine Städtchen, wie z.B. Kobarid, werden auf enger Straße durchfahren und reizen auch zum Bummeln, wir hatten aber nicht mehr besonders viel Zeit dazu – ein andermal…Lästig waren teilweise die Motorradfahrer, die oftmals meinten, die alleinigen Besitzer der Straße zu sein. Und dann tauchten auch schon die ersten hohen Berge der Julischen Alpen im rötlichen Licht der Nachmittagssonne auf! Weiter ging es über den für uns faszinierenden Pass Vrsic mit seinen 50 Haarnadelkurven: Das ist nichts für Gespanne und auch für Wohnmobile nicht besonders empfehlenswert – einmal haben wir dort schon ein slowenisches Wohnmobil im Straßengraben nach der Bergabfahrt liegen gesehen. Atemberaubende Ausblicke ergeben sich vor allem für die Beifahrer. auf der Seite hinunter nach Krajnska Gora sind dann die Kurven mit Kopfsteinpflaster versehen, die geraden Strecken dazwischen sind asphaltiert (Bild 4).
In Krajnska Gora angekommen zeigte die Tanknadel auf Null – 20 km Reichweite! Weit und breit war keine Tankstelle zu sehen. Die einzige in Richtung Wurzenpass, den wir eigentlich fahren wollten, war geschlossen. So blieb uns nichts anderes übrig als zur nahen italienischen Grenze zu fahren, wo wir auch auf die ersehnten Zapfsäulen stießen. Das zahlte man in Slowenien in diesen Tagen für den Treibstoff:
Benzin 95 Oktan SIT 214 € 0,92
Benzin 98 Oktan SIT 218 € 0,94
Diesel SIT 211,5 € 0,91
Über Tarvis und Villach ging es dann bei herrlich rotem Abendhimmel zurück nach Graz, wo der Tacho um 780 km mehr als bei der morgendlichen Abfahrt zeigte.
Fazit: Slowenien ist eine eigene Reise wert, nicht nur eine Durchreise zu südlicheren Gefilden. Wir werden bald einmal mit dem WoMo zumindest ein Wochenende dort verbringen.
Beste Grüße an alle,
Uli