Hallo,
Seit langem hege ich den Gedanken, auf meiner Homepage einen eigenen Beitrag meinem geliebten Nordnorwegen zu widmen. Auf unserer Homepage, die in Umgestaltung ist, kann es momentan nicht dazu kommen, aber vielleicht interessiert das den einen oder anderen für eine künftige Urlaubsplanung. Ich dachte mir also, dass ich hier in kleineren Portionen diesen Landstrich vorstellen werde, Touren beschreibe usw. Den gesamten Beitrag werde ich dann auf meine HP stellen und auch in einem anderen Forum ebenfalls veröffentlichen - der Anständigkeit halber sei dies gesagt.
Für die Wiki gibt es - so gewünscht - natürlich dann eine unbebilderte und kürzere Variante.
Wenn ich damit hier aufhören soll, dann sagt das bitte!
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Nordnorwegen - Annäherungen an die Finnmark
Allgemeines
Lasst mich einmal ein paar allgemeine Worte über den Flecken Erde, der mich sehr in seinen Bann geschlagen hat, erzählen.
Die Finnmark ist der nördlichste Verwaltungsbezirk (Fylke) Norwegens. Sie beginnt im Westen kurz vor dem Langfjord, einem Seitenarm des Altafjords und setzt sich entlang der Küste bis an die russische Grenze fort. Im Süden erstreckt sich die Finnmark bis an die finnische und schwedische Grenze. Da aber meines Erachtens der westlich angrenzende Teil des Beziks Troms bis hin zum Lyngenfjord große Ähnlichkeit mit der Finnmark hat, nehme ich ihn in meine Betrachtungen hinzu.
Ich werde euch ein wenig über Land und Leute erzählen und mit euch die wichtigsten Routen abklappern. Ich werde euch erzählen, wo es uns besonders gut gefallen hat und wo man vielleicht sich etwas länger aufhalten könnte.
Diese Beschreibung kann und soll keinen Reiseführer ersetzen. Wenn es mir aber gelingt, auch nur einen für meine Lieblingsregion zu begeistern, so habe ich mein Ziel weit mehr als erreicht.
Landschaft
„Auf einer Schiffsreise in den Norden ist mir aufgefallen, dass es oberhalb von Tromsø nur hunderte von Kilometern nur bemooste Felsen gibt. Da kann ich nur jedem abraten, sich wegen des Stempels vom Nordkap diesen Stress aufzuerlegen.“
Solche Worte habe ich unlängst in einem Forum gelesen und sie haben mich zum Widerspruch gereizt. Grundsätzlich glaube ich dem Schreiber, dass er das Land vom Meer her so gesehen hat. Aber ist das ganze Land so? Nein, es gibt eine große Vielfalt, von kleinen Ackerflächen über Wald und Wiesenflächen bis hin zu den „bemoosten Felsen“, die stark an die hochalpinen Regionen erinnern.
Das Land lag in der letzten Eiszeit unter einem dicken und schweren Eispanzer. Als dieser in der folgenden Warmzeit, die ja noch immer andauert, schmolz, begann sich das Land, das jetzt von der schweren Last befreit war, zu heben. Dieser Hebeprozess dauert noch immer an und ist in manchen Regionen gut zu erkennen, wo Felsenriffe, die zuvor im Wasser lagen, nun einige Meter über dem Meer zu finden sind.
Teilweise sieht man auch vom Gletscher blankpolierte Felsen.
Und da die Vegetation hier nicht so schnell Fuß greifen kann, gibt es auch Felsen, die quasi die geologische Geschichte erzählen, abgeschieferte Geröllfelder und vieles mehr. Aber überall versuchen sich da ein Büschel Glockenblumen oder dort ein paar Grashalme festzukrallen und dem Wind zu trotzen, der meist vom Meer her weht.
Weiter im Landesinneren wird das Klima kontinentaler, die Sommer sind wärmer, die Winter dafür kälter. Hier findet man Krüppelbirken und allerlei Buschwerk, dann auch Kiefern und Fichten. Moorige Flächen, vor allem im Süden, sind Standorte von allerlei Beerensorten, allem voran der Multebeere, die im unreifen Zustand rot und im reifen Zustand gelb ist und dann gepflückt wird.
Tiefe Fjorde zergliedern die Küste. Dazwischen liegen kleine Halbinselchen mit einigen wenigen hundert Metern Höhe. Meist führen die Straßen entlang dieser Fjorde, winden sich dann auf der einen Seite auf diese Halbinselchen hinauf und auf der anderen Seite zum nächsten Fjord hinunter.
Vor und in diesen Fjorden liegen Inseln – große Inseln, die bewohnt sind und mit der Fähre erreicht werden können, kleine Inseln, auf denen manchmal auch noch eine Hütte zu finden ist und solche, die völlig unbewohnt sind.
Wetter
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“
Meine Erfahrung bezieht sich auf die Monate Juli und August und ist äußerst vielfältig. Da gab es Jahre, in denen es äußerst warm war. Da ging man in kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen herum und hatte nachts Probleme, weil es nicht abkühlt, wenn die Sonne nicht untergeht. Da hatte es in Berlevåg tagsüber 27 °C, im Landesinneren war es noch wärmer und das über Wochen hinweg!
Kühlendes Eismeer
Dann gab es Zeiten, in denen es 12 °C hatte, immer wieder regnete und bedeckt war, der Wind blies an der Küste, im Landesinneren war es etwas angenehmer. Auch Schlechtwetter am Meer ist für uns faszinierend, wenn die Wellen peitschen und der hohe Seegang auch große Schiffe beutelt.
Nachlassender Sturm am Eismeer
Auch Schlechtwetter hat ein Ende
Vielfältige Kleidung ist angesagt, man weiß im Voraus nie, was man brauchen wird.
Besser einen Anorak mitnehmen
Sonnenstand
„Ich fahre im Juni zur Sonnenwende ans Nordkap. Ich will ja schließlich die Mitternachtssonne sehen.“
Am Nordkap erreicht die Mitternachtssonne ihren tiefsten Stand durchschnittlich um 23:17 Uhr MEZ bzw. 00:17 Uhr MESZ und ist hier vom 11. Mai bis zum 31. Juli zu beobachten.
In Hammerfest sieht man sie vom 16. Mai bis zum 27. Juli und in Berlevåg vom 16. Mai bis zum 29. Juli. In dieser Zeit geht die Sonne nie unter, sie zieht mehr oder weniger hohe Kreise am Himmel und die Abenddämmerung geht nahtlos in die Morgendämmerung über.
Wer also die Mitternachtssonne sehen will, muss keinesfalls ans Nordkap fahren. Zudem sieht man wegen des dort sehr oft liegenden Nebels die Mitternachtssonne nicht so oft wie in anderen Regionen.
Mitternachtssonne in Berlevåg
Große und kleine Tiere
Wer will keinen Elch sehen, wenn er in den Norden fährt? Wir hatten schon viele Skandinavien-Urlaube hinter uns und noch nie einen Elch gesehen. Eines Tages, wir waren auf der Rückfahrt von Berlevåg auf der Varanger-Halbinsel unterwegs, stand „er“ da, mitten auf der Straße, ließ sich geduldig fotografieren, eher wieder in den Wald zurückkehrte, wo ein zweiter Elch stand!
Inzwischen haben wir mehrmals Elche gesehen, auch in der Finnmark und sind sicher, dass wir noch öfter, viel öfter welche sehen hätten können, wenn wir genauer geschaut hätten und diese riesigen Tiere nicht so perfekt getarnt wären!
Nicht zu übersehen sind allerdings die Rentiere. Sie lieben es neben der Straße zu äsen, oft machen sie einen Satz auf die Straße und man kann eigentlich nie genug aufpassen, um eine Kollision zu vermeiden. Rentiere haben immer einen Besitzer und bei einem Zusammenstoß ist die Polizei heranzuziehen. Besonders spannend ist es auch, wenn Rentiere in Tunnels Schutz vor Sonne suchen und die Autos höchst widerwillig vorbeilassen.
Gewöhnliche Rotfüchse verbreiten sich in Skandinavien immer mehr und verdrängen im Norden den dort heimischen Polarfuchs. Füchse konnten wir schon mehrmals beobachten, auf dem Campingplatz oder neben der Straße. Besonders hatten es uns diese beiden angetan, die uns auf der Strecke zwischen Lakselv und Karasjok die Weiterfahrt kurzfristig unmöglich machten.
Der Vielfraß ist ein in Nordnorwegen heimisches Tier, ebenso der Wolf. Einer der beiden lief einmal etwa 20 m vor unserem WoMo vorbei und wir waren so erstaunt, dass wir kein Foto machten. Was es nun wirklich war, darüber können wir leider keine Auskunft geben.
Nicht zu Übersehen und Überhören sind im Sommer die unzähligen Vogelarten, allen voran die Möwen, aber auch die Seeschwalben mit ihrem langen roten Schnabel und dem eigenartigen Piepen. Achtung bei Wanderungen! Die Vögel nisten oftmals einfach im Gras und können aggressiv werden, wenn man dem Nest zu nahe kommt. So attackierte eine Möwe einmal den Kopf unseres Vaters (er hatte sich nur ein paar Meter vom WoMo entfernt), der eiligst die Flucht ins WoMo antrat.
Nicht zu Übersehen und Überhören sind wohl auch jene Tiere, die mit wissenschaftlichem Namen Culicidae heißen. Besser sind sie wohl unter dem Namen Stechmücken (D: Mücken, Ö: Gelsen) bekannt. Angeblich kommen und gehen diese Blutsauger mit den Touristen! Ist das Frühjahr eher trocken, so gibt es weniger von diesen Mini-Vampiren, dann gibt es wieder Jahre, wo sie fast unerträglich sein können, vor allem im Inland. An der Küste bleibt man in der Regel relativ gut verschont. Um uns zu schützen, verwenden wir ein potentes Mittel. Die im Norden sogar in jedem Supermarkt erhältlichen Mittel sind sehr gut wirksam, weil sie den Wirkstoff DEET enthalten. Dieser wird allerdings von Deutschen nicht besonders geschätzt, weil er u.a. Uhrbänder aus Kunststoff angreift.